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Zwei Theaterstücke, viele Missverständnisse und am Ende zwei glückliche Paare

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2 Stücke, viele Missverständnisse und Streitereien, fast ein Toter und am Ende zwei glückliche Paare… Glücklich? Vielleicht.

von Katharina aus Deutschland

Als Shuka aus dem 3. Trimester mich fragte, ob ich bei ihrem Theaterprojekt mitmachen würde, sagte ich sofort ja. Sie hatte sich für das Stück „Der Bär“ von Anton Tschechow entschieden, und da sie noch zwei weitere Schauspieler brauchte, sprangen Florian und ich aus dem 4. Trimester ein. Außerdem wollte Shuka die Arie „Un bel di vedremo“ aus „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini singen, die von Jidu, unserem Dozenten für Sprachgestaltung und Regisseur, so eingefügt worden war, so sie die Gefühle der Hauptperson hörbar machte.

Hinzu kam nun noch ein zweites Theaterstück. Eva, Vital und ich wollten dieses Mal im Unterricht für Sprachgestaltung auch etwas Lustiges machen. Eigentlich hatten wir an einen kurzen Sketch gedacht, doch als uns Jidu das Stück „Der Heiratsantrag“, ebenfalls von Anton Tschechow, vorschlug, waren wir begeistert und sagten ja. Wir konnten ja nicht ahnen, was auf uns zukommen würde…

Nun mussten wir nur noch die Rollen aufteilen. Dabei hatten wir aber ein Problem: wir wollten alle dieselbe Rolle spielen. Nachdem wir eine Nacht darüber geschlafen hatten, trafen wir uns noch einmal und konnten uns nun einigen. Eva spielte den Vater, ich die Tochter und Vital den Nachbarn, der, wie der Titel schon verrät, zu den beiden anderen kommt, um einen Heiratsantrag zu machen.

 

Es war toll, dass wir in der Gestaltung frei waren

So begannen wir Anfang November regelmäßig zu proben und das Stück nahm langsam Gestalt an. Nach und nach kristallisierten sich typische Eigenheiten der Figuren heraus und die Charaktere wurden klarer. Da Tschechow so gut wie keine Regieanweisungen gibt, waren wir in der Gestaltung ziemlich frei.

Ich spielte zwei völlig unterschiedliche Rollen. In „Der Bär“ mimte ich einen alten Diener, in „Der Heiratsantrag“ eine junge selbstbewusste Frau. Zwei Rollen, so gegensätzlich wie nur möglich: Während ich als Natalia in den Genuss hysterischer Anfälle kam, schreien durfte und mit meinem Partner flirten konnte, durfte ich in der Rolle des Dieners endlich mein Schwäbisch auf der Bühne zum Besten geben.

Weil wir die Stücke nacheinander spielen wollten, brauchten wir noch einen gemeinsamen Titel, der zu beiden passte. Da in beiden Stücken etwas völlig anderes geschieht, als von den Charakteren gewollt, passte der gemeinsame Titel „Ironie des Schicksals“ sehr gut. So verlieben sich die beiden Hauptcharaktere in „Der Bär“ ineinander, obwohl sie sich eigentlich abgrundtief hassen. In „Der Heiratsantrag“ lässt der Streit über den rechtmäßigen Besitzer einer Wiese den eigentlichen Antrag in den Hintergrund rücken. Die Frage, wer im Recht ist, wird viel wichtiger als alles andere und eskaliert immer wieder aufs Neue.

 

Wir waren gespannt, wie das Publikum reagieren würde

Wir entschieden uns, mit „Der Bär“ anzufangen, da dieses Stück sehr schwermütig beginnt und es unmöglich wäre, nach dem „Heiratsantrag“ noch eine tief traurige Stimmung zu entstehen zu lassen.

Und so kam nach langer Vorarbeit unsere erste öffentliche Aufführung. Wir waren gespannt, wie das Publikum reagieren würde. Obwohl wir ahnten, dass viel gelacht werden würde, waren wir auf solch starke Lachsalven nicht vorbereitet. Es war schwer, nicht mit einzustimmen und ohne eine Miene zu verziehen weiterzuspielen.

Nach fast zwei Stunden, in denen das Publikum miterleben und mitleiden durfte, wie erst in „Der Bär“ die zwei Hauptcharaktere zusammenfinden, kam auch in „Der Heiratsantrag“ am Ende die Erlösung: Der Antrag wurde endlich angenommen und das Publikum konnte aufatmen. Doch nur einen Moment währte jedoch dieser Frieden: Dann begann der Streit zwischen den beiden von neuem, was der Vater nur mit den Worten „Na, da fängt das Familienglück schon an. Champagner!“ kommentierte.