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Ein Tag im Freien Jugendseminar

Wir Seminaristen haben so unterschiedliche kulturelle Hintergründe, aber wir haben das gleiche Interesse: uns selbst besser zu verstehen und entwickeln zu lernen. Das schaffen wir am besten gemeinsam
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Von Taeeun Ha

Um 7 Uhr morgens fängt im Jugendseminar ein „Minikonzert“ an. Da gibt es viele verschiedene schöne Musik zu entdecken, die jeder von uns beiträgt: Gesang, Gitarre, Geige, Flöte, Trommel und manchmal sogar Musik vom Handy. Die Freunde vom Frühstücksdienst sind die Dirigenten dieses Konzerts. Nach seinem Abschluss klopfen sie an jede Tür und rufen „Guten Morgen! Aufstehen! Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag!“. Wenn ich dann noch verschlafen im Bett liege, genieße ich das immer sehr. Wie schön beginnt der Tag in diesem Haus! Sogar das Frühstück steht schon bereit, weil das Frühstücksteam vor dem Konzert alles vorbereitet hat: selbstgebackenes Brot, Marmelade, Aufstrich, Nutella, Joghurt, Müsli, frischer Kaffee, heißer Tee und vieles andere.

Um 8 Uhr treffen wir uns im Saal, um auch unsere Körper aufzuwecken. Meine Lieblingszeit beginnt! Mit Marco Bindelli singen wir einige traditionelle Lieder. Sie bleiben mir den ganzen Tag im Kopf. Dazu klatschen wir in die Hände und benutzen unsere ganzen Körper, die Musik zu erleben. Mittwochs kommt zudem Max Strecker zu uns, der sich im Haus um die Bothmer-Gymnastik kümmert, und wir spielen „Raumball“. Jetzt bin endlich auch ich aufgewacht.

Um 8:15 Uhr geht’s ins Atelier. Hier unter dem Dach des Hauses erleben wir den Morgenkurs, in dem wir eine Woche lang ein Thema ausführlich behandeln. Uns besuchen Dozenten aus Deutschland, Frankreich oder der Schweiz. Wir lernen hier viele spannende Dinge: über das Malen, den Menschen und seine Musik, das Denken und Wahrnehmen, Gentechnik und Lebensforschung, Krankheit und Schicksal usw. Wir sitzen dazu im Kreis und sprechen ausführlich miteinander. In dieser friedlichen und warmherzigen Atmosphäre kann ich viel besser lernen. Danach machen wir eine halbe Stunde Pause. Mit frischer Luft und Schokolade bereite ich mich auf den nächsten Kurs vor.

Um 10: 15 Uhr geht es in die Hauptkurse – entweder zu Rudolf Steiners „Theosophie“ oder Bothmer-Gymnastik oder Sprachgestaltung und Eurythmie. Diese Kurse wechseln wöchentlich.

Von 12:30 Uhr bis 14:30 ist Mittagspause. Oft kochen wir selbst zu Hause. Meist zaubere ich dann selbst einfache Speisen und esse gemeinsam mit Freunden. Die Mittagspause ist auch Ruhezeit. Das heißt, dass man leise sein muss: kein Duschen, keine laute Musik, kein Lärm. In der Pause schlafen wir, verdauen nicht nur unser Essen, sondern auch das Gelernte, lesen ein Buch oder gehen Spazieren.

Unsere Nachmittage unterscheiden sich von Tag zu Tag. Montags und donnerstags putzen wir gemeinsam Haus und Garten. Jeder hat dabei eine Aufgabe, z. B. den ersten Stock oder das Treppenhaus zu putzen, die Bibliothek zu ordnen, den Garten zu pflegen, das Frühstück einzukaufen usw. Durch die Hausreinigung sind wir alle mitverantwortlich. Wir pflegen, indem wir uns um unsere Räume kümmern, also ein bisschen auch uns selbst.

Dienstags haben wir Chor mit Marco Bindelli, dem Seminarleiter. Er bringt uns viele verschiedene Lieder aus Afrika, Spanien, Deutschland, Georgien und anderen Ländern bei. Unsere verschiedenen Stimmen werden zu einer großen Stimme.

Der Donnerstagabend ist ein besonderer Abend, weil hier der Seminarabend stattfindet. Um 19:30 Uhr treffen wir uns im Atelier, um der Kurzbiographie einer unserer Mitseminaristen, der Geburtstagserzählung oder einer wichtigen Ankündigung zu lauschen. Am Freitag haben wir Kolloquium. Hier sprechen wir gemeinsam über alles: Rückblick über die Morgenkurse, wichtige organisatorische Dinge usw. Das Kolloquium schließt die Woche ab.

Am Abend haben wir alle frei. Jeder kann seine Zeit gestalten, wie er mag: Forro tanzen, Sport machen, Unterrichte wiederholen, Bücher lesen, mit Freunden kochen, Filme anschauen usw.

Ab 22:00 Uhr ist dann wieder Ruhezeit. Ein voller Tag ist wieder einmal schnell vorbei. Wir Seminaristen haben so unterschiedliche kulturelle Hintergründe, aber wir haben das gleiche Interesse: uns selbst besser zu verstehen und entwickeln zu lernen. Das schaffen wir am besten gemeinsam.