Loading...

Die Brücke zwischen Georgien und Deutschland

Eine georgische Theatertruppe inszeniert den "Faust". Die Begegnung zweier Kulturen.
Home / Unkategorisiert / Die Brücke zwischen Georgien und Deutschland

Von Nika aus Georgien //

Am Jugendseminar versammeln sich Jugendliche aus aller Welt. Jedoch gibt es ein paar Länder, aus denen mehr Seminaristen nach Stuttgart kommen als aus den anderen. Diese Länder sind Brasilien, Süd-Korea, Japan und Georgien. Es gibt fast immer einen Vertreter aus diesen Ländern Jugendseminar.

Jetzt werfen wir einen Blick auf Georgien. Georgien, wo es bisher nur eine Waldorfschule gibt, liegt auf der Grenze zwischen Europa und Asien und hat derzeit ein hohes Entwicklungstempo. Diese Entwicklung betrifft auch den Waldorfbereich. Dort wächst die Zahl der Jugendprojekte. Die Jugendlichen, die die Schule an dieser einzigen Waldorfschule abgeschlossen haben, unter anderem auch ich, haben mehr Interesse an pädagogischen und Erziehungsberufen entwickelt. In der Hauptstadt Tiflis werden momentan neue Waldorfkindergärten eröffnet. In naher Zukunft planen wir das gleiche in einer anderen Stadt, nämlich in Batumi.

Wegen dieses großen Interesses und Tempos leben im Jugend- seminar seit 2015 mindestens 3 Georgier gleichzeitig, und zwar ununterbrochen. Für die Jugendlichen, die wegen verschiedener Gründe nicht nach Deutschland kommen können oder wollen, existiert in Tiflis ein Jugendkreis, der aktuelle und allgemeine Fragen in verschiedenen Formen bearbeitet, Z.B. mit gemeinsamem Lesen und der Analyse von Texten: wissenschaftliche und philosophische Texte, sowie Weltliteratur.

Diese georgische Gruppe hatte die Möglichkeit, an der Fausttagung in Dornach teilzunehmen. Die Teilnehmer haben das Werk von J. W. v. Goethe analysiert und bearbeitet, haben Aufführungen und Workshops gesehen und sind mit vielen Eindrücken wieder in ihre Heimat geflogen.

„Faust“ auf Georgisch

Ungefähr ein Jahr später hat das georgische Publikum eine Aufführung von Faust gesehen, in der die Schauspieler dieselben Menschen waren, welche vor einem Jahr die Fausttagung gesehen hatten. Man muss hervorheben, dass diese Aufführung sehr erfolgreich gewesen ist, denn sie wurde nicht nur in der Waldorfschule in Tiflis, sondern auch draußen, in öffentlichen Theaterhallen, immer mit vollen Tribünen, aufgeführt. Im Oktober 2017 hat sich die Gruppe einer noch größeren Herausforderung gestellt: Sie haben Faust nach Deutschland gebracht und zwar an die Münchener Waldorfschule. Außer- dem wurde eine Reise nach Tübingen und Stuttgart geplant. Die Aufführung in Stuttgart fand im Jugendseminar statt, weil das Anliegen der georgischen Gruppe und des Jugendseminars teilweise gleich sind. Um all dies zu ermöglichen, hat die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland viel Unterstützung angeboten. Dafür bedanken wir uns. Persönlich bedanken wir uns herzlich bei Michael Schmock, der sich um die Finanzen dieses Projekts kümmerte. Aufgrund seiner Hilfe wurde das Projekt von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland ofiziell bestätigt.

Die Theatertruppe am Jugendseminar

Georgische Gäste sind am 10. Oktober morgens im Jugendseminar angekommen. Den ganzen Tag lang haben sie die Bühne aufgebaut und geprobt. Natürlich gab es viel Kontakt zwischen den Schauspielern und den Jugendseminaristen. Am Abend haben sich die Tribünen gefüllt und der Faust hat angefangen. Es war eine moderne Variante, mit schönen Kostümen, Projektionen und mit Musik. Insgesamt hat das Stück dem Publikum sehr gefallen. Nach der Aufführung gab es eine Publikumsgespräch, indem von den nicht georgisch sprachigen Zuschauern gesagt wurde, dass man alles verstanden habe, obwohl es auf Georgisch war. Der Hauptgrund lag darin, dass die Emotionen, welche die Schau- spieler hatten, rübergekommen sind. Sie sagten, dass die georgische Sprache sehr gut zu dem Stück passe.

Man muss den Regisseur, Herr Goscha Gorgoschidze, besonders hervorheben. Er war nicht nur mit den Szenen, sondern auch mit der Organisation des ganzen Projekts beschäftigt. Durch ihn wurde das ganze Projekt ermöglicht.

Am zweiten Tag haben die Mitglieder der Schauspielgruppe an den Unterrichten im Jugendseminar teilgenommen, haben Museen und die Stadt Stuttgart besichtigt. Außerdem gab es auch ein gemeinsames Essen, bei dem eine sehr gute Stimmung herrschte. Dabei hat das Jugendseminar eine Einladung nach Georgien bekommen. 

Deswegen planen wir eine Reise nach Georgien, wo das Jugendseminar sein Projekt zeigen wird. Es sind auch verschiedene Ausflüge in ganz Georgien geplant und es werden Vorträge statt finden, welche die Dozenten des Jugendseminars halten werden. Zum Abschluss der Reise werden die Seminaristen die Stadt Batumi besuchen und eine Aufführung zugunsten der dortigen Waldorfkindergarten-Initiative machen, weil diese, noch junge Idee, Unterstützung benötigt.

Insgesamt entwickeln georgische Jugendliche die Waldorfpädagogik in Georgien weiter und verhelfen somit ihrem Land zu mehr Bildung in diesem Bereich. Deswegen ist die Beziehung zwischen Deutschland und Georgien sehr wichtig. Es geht darum, eine interkulturelle Brücke aufzubauen, welche dafür verantwortlich ist, dass anregende Gedanken, Informationen und Erfahrungen in unser Land kommen.