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Auf nach Dornach

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Einmal im Jahr steht für die Seminaristen eine Reise nach Dornach auf dem Programm. Die Fahrt ist immer wieder Anlass für neue Begegnungen und berührende Momente von echtem Interesse an den Fragen junger Menschen.

Auf den Weg in die Schweiz hielten wir dieses Jahr in Malsch bei Karlsruhe. Dort besuchten wir den begehbaren Modellbau für das erste Goetheanum. Der Raum war oval mit einem Ring aus Säulen. Wir verteilten uns im Raum zwischen Außenwand und den Säulen. Dort war es uns gerade noch möglich, aufrecht zu stehen. Der Raum wurde hauptsächlich durch Kerzen beschienen, die wir in den Händen hielten. Um die Stimmung perfekt zu machen, hätten nur noch Mönchskutten gefehlt.

Portrait-Marc

von Marc Johannes

In Dornach stand der goldene Herbst in voller Blüte. Die gelben und roten Farben der Bäume hätte ich mir nicht schöner ausmalen können, und in all der Pracht thronte das Goetheanum. Wie eine Zyklopensphinx überblickte es das Tal. Diese Stimmung ließ niemanden unberührt.

Wir bezogen Quartier in der Jugendsektion, wobei wir in mehreren Schlafsälen untergebracht waren. Erschöpft von den Erlebnissen sanken wir auf unser Lager.

Jeder Morgen begann mit Gesang im Goetheanum und der anschließenden Betrachtung der farbigen Fenster im Großen Saal. Darauf folgte ein straffes Programm, welches uns den Ort näher brachte. Wir zeichneten viel, was uns den gewaltigen Facettenreichtum des Goetheanums vermittelte. Durch Führungen lernten wir den Garten kennen, die Häuser der ersten Eurythmisten, das Heizhaus, welches wir durch einen unterirdischen Gang erreichten, viele weitere Gänge und Treppen im Goetheanum, die Gruppe um den Menschheitsrepräsentanten sowie alles um die Bühne herum. Zu unserem Glück durften wir auch den Proben zu Goethes „Faust“ beiwohnen.

Besondere Einblicke in das Leben in Dornach gaben uns die verschiedenen Sektionsleiter. Wir trafen unter anderem Bodo von Plato, mit dem wir über aktuelles Zeitgeschehen sprachen. Ein weiteres Thema war Pädagogik, das jeden von uns betraf. Hier war unser Gesprächspartner Claus-Peter Röh. Aus persönlichem Interesse freute ich mich besonders auf Michaela Glöckler, welche uns die anthroposophische Medizin näher brachte. Aber auch von allen anderen wurden wir herzlich empfangen und hörten von ihrer Arbeit.

Wir erlebten Menschen, welche versuchten, Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu finden

Zu Anfang befürchtete ich viele Steiner-Zitate und, von Menschen aus ihrem Elfenbeinturm zu hören. Doch das Gegenteil war der Fall. Wir erlebten Menschen, welche versuchten, Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu finden. Trotz unserer, der Jugend geschuldeten Unerfahrenheit, vermittelte man uns ein echtes Interesse an unseren Fragen und Sichtweisen auf die Welt.

Dadurch entstand in vielen eine neue Perspektive auf die Anthroposophie und das Gefühl, es gehe in der Welt voran. Denn viele fähige Menschen lauschen auf die Entwicklungsnotwendigkeiten, die es zur Zeit gibt, und gehen ihren Weg.

So verließen wir Dornach beschwingt und zuversichtlich. Durch diese Erlebnisse, die wir gemeinsam haben erfahren durften, und die räumliche Enge ist eine tiefere Verbundenheit in der Gruppe entstanden, die bis heute spürbar ist.

Rückblickend war die Reise für mich ein schwer greifbares Ereignis, da es nicht nur um Wissensvermittlung ging, sondern auch um Begegnungen und das Erleben von Menschen, welche Anthroposophie aktiv leben. Besonders einprägsam war es für mich, zu spüren, wie wirksam eine Begegnung sein kann, welche ehrlich und freilassend ist. Zusammen mit der magischen Atmosphäre des Goetheanums im Spätherbst, haben mich die Menschen in Dornach sehr berührt.