Sich künstlerisch mit der Welt zu befassen, bedeutet für mich, eigentlich erst richtig Mensch zu sein. Das kann ich am Jugendseminar lernen.
Aber was ist eigentlich Kunst?
Was ist eigentlich Kunst?
von Malina (Deutschland)
Sobald wir von einer Kunst sprechen, meinen wir eine Gabe oder ein Werkzeug, welches uns die Möglichkeit gibt, etwas künstlerisch darzustellen. Dabei geht es meist darum, dass die individuelle Wahrnehmung eines Menschen für andere Menschen sichtbar wird. Allerdings entwickeln wir dies erst, wenn wir in einen inneren Schaffensprozess kommen.
Beim Malen kann ich an mir selbst beobachten, wie meine Wahrnehmung des Gegenstands, den ich male, durch mich fließt und dann durch meine Hände in die Welt kommt in Form des Kunstwerks, welches entsteht. Kunst ist also die innerste Verbindung mit der Welt. Dies ist nur möglich wenn ich selber ein Teil von ihr bin.
Doch was bedeutet es dann, „Mensch sein“ ?
Zum Menschsein braucht es mich – und die Welt
Für mich eröffnen sich hierbei zwei Welten.
Einerseits sehe ich den Menschen in Beziehung zu den Gesetzen der Natur und andererseits zu den Eindrücken der Welt, die sich nur mir selbst als meine Erfahrung zeigen. Ich erlebe das im Leben als die Betrachtung meiner Innenwelt und der Außenwelt der Naturdinge.
Meint „die Kunst, Mensch zu sein“ daher, Ich und Welt zu verbinden?
Wir sind alle kleine „Gesamtkunstwerke“und ringen darum, in der Welt zurechtzukommen. Ich glaube, ein Weg, die seelische Not vieler Menschen heute zu überwinden, ist es, unermüdlich danach zu suchen, was für einen wirklich „wahr“ ist, wo ich wirklich „wahr“, also ich selbst sein kann. Die Wege dorthin, sind immer nur ganz individuelle.
An diesem Punkt taucht für mich die Kunst wieder auf: ich kann sie ja nur erleben, wenn ich mich als Teil der Welt erlebe, in einem Zusammenspiel mit ihr. Meinen persönlichen „Weg zur Wahrheit“ ganz alleine zu finden und zu gehen, das ist sehr wichtig.
Viele kleine wahre Momente
Die vielen kleinen Schritte zu dieser Wahrheit sind schon besonders wahre Momente. Es geht darum, Erlebnisse zu machen, welche mich dazu bringen, innerlich wirklich „Ja, es stimmt“ sagen zu können. Dieses innere Urteil taucht aus einer Übereinstimmung meines Denkens mit den Gesetzen der Welt auf.
Es kommt dabei auf nichts an, was von außen aufgesetzt ist, sondern hat mit meiner innersten Beziehung zur Welt zu tun.
Meine persönliche Art zu sein, passt mit der Welt überein und ermöglicht ihr bereicherndes Erleben. Dieses Gefühl zeigt sich in einer neuen Klarheit, die ich in solchen Momenten erleben kann. Ich spüre, dass ich für mich eine große Wahrhaftigkeit erlebe, mich richtig als Teil der Welt fühle.
Rudolf Steiner hat versucht, einen Weg zu finden um diese Momente und die Wege, die zu ihnen führen, genauer zu beschreiben. In der Anthroposophie hat er einen solchen Weg durch praktische Übungen beschrieben.
Wir Menschen müssen uns jeden Tag die Frage stellen, ob wir uns näher an die Wahrheit wagen.
Dazu braucht man sehr viel Vertrauen.
Wer bin ich? Was kann ich noch über mich herausfinden?
Vor allem in der Begegnung mit anderen Jugendlichen bekomme ich Mut, immer neue Fragen zu stellen: Wer bin ich? Was gibt es noch zu wissen, das auch zum Menschsein gehört und worüber ich mir bewusst werden kann ?
Letztendlich habe ich gemerkt, dass der Weg, den jeder Mensch geht, schon das Wesentliche zeigt. So, wie ich bin, bin ich wahr und gut. Durch die Kunst können wir uns mit der Welt verbinden. Der Prozess der Menschwerdung, den wir machen, ist das Entscheidende, um uns zu bestimmen. Denn er fordert uns auf, unsere persönliche Kunst zu entwickeln.
Jeden Menschen auf seinem Weg zu seiner Wahrheit einen großen Respekt entgegenzubringen und ihn zu begleiten, ist etwas, was ich am Jugendseminar täglich übe.
Wir jungen Menschen, die mit der Herausforderung des Erwachsenwerdens leben, bekommen am Jugendseminar einen Rahmen, uns auszuprobieren. Die vielen künstlerischen Kurse fordern mich zum Spielen heraus. So erlebe ich immer wieder, dass ich längst noch nicht weiß, wer ich eigentlich bin.
Im Leben darf ich zwischen Ich und Welt spielen, um die Wahrheit für mich herauszufinden.