Der Alltag am Jugendseminar unterscheidet sich in Vielem nicht sehr von dem anderer Häuser. Allerdings wird viel Wert auf Rhythmen gelegt. Außerdem kümmern wir Seminaristen uns um nahezu alles selbst.
Um 6:30 Uhr stehen diejenigen von uns auf, die sich um das Frühstück kümmern. Wir bereiten das Frühstück vor: Brot schneiden, Tee kochen, Besteck auf den Tisch legen, usw.
von Yuma und Shimpei (Japan)
Um 7:00 Uhr werden unsere Lebensgeister durch schöne Musik (Gesang, Gitarre, Geige, Trommel, und verschiedene Instrumente) in die Welt zurückgerufen. Ich genieße die Musik immer sehr, weshalb es ein bisschen dauern kann, bis ich tatsächlich aufstehe. Wenn ich den Kampf gegen die Müdigkeit gewonnen habe, wartet ein leckeres Frühstück auf mich. Das Brot backen wir übrigens selbst.
Um 8:00 Uhr klingen die Glocken vom Erdgeschoss, dann versammeln wir uns im Saal. Wir klopfen mit dem ganzen Körper einen Rhythmus und singen mit Marco Bindelli afrikanische, spanische, englische und deutsche Lieder. Das hilft uns, auch unsere Körper aufzuwecken. Mittwochs kommt Max, unser Lehrer für Bothmer-Gymnastik, und wir wärmen uns durch Ballspiele auf.
Dozenten berichten aus ihrer Arbeit
Um 8:15 Uhr gehen wir ins Atelier für den Morgenkurs. Hier kommen Dozenten von außerhalb zu uns, die wöchentlich wechseln. Sie erzählen dann von ihren künstlerischen, philosophischen, medizinischen oder andere Themenfeldern, mit denen wir sonst kaum in Berührung kommen würden. Nach dem anderthalbstündigen Kurs machen wir eine halbe Stunde Pause, um das Gelernte zu verdauen und um uns auf den nächsten Kurs vorzubereiten.
Von 10:15 Uhr bis 12:30 Uhr lesen wir entweder in der „Theosophie“ von Rudolf Steiner, oder Eurythmie oder Bothmer-Gymnastik und Sprachgestaltung stehen auf dem Programm. Bothmer-Gymnastik hat eine besonders stärkende Wirkung auf unseren Körper, während die Eurythmie auf den Ätherleib einwirkt. Auch die übrigen Übungen, mit denen wir uns befassen, wie Sprachgestaltung oder das Lesestudium helfen uns dabei, andere Aspekte unserer geistigen und seelischen Gesundheit zu kräftigen.
Mittags geht es in die Mensa der Freien Hochschule, oder wir kochen im Jugendseminar selbst. Von 12:30 bis 14:30 gönnen wir uns dann eine Ruhezeit.
Haus und Garten werden von uns selbst instand gehalten
Montags und Donnerstags geht es nach der Pause an den Haus- und Gartenputz. Um beides kümmern wir uns selbst. Jeder hat dabei seine eigene Aufgabe.
Dienstags folgt auf die Pause das gemeinsame Singen im Chor. Die Lieder, die wir singen, sind nicht nur in Deutsch, sondern auch auf Englisch, Spanisch, Afrikanisch usw. Unser Seminarleiter Marco Bindelli dirigiert. Am Abend gibt es dann noch die Möglichkeit, die „Philosophie der Freiheit“ von Rudolf Steiner in einem Lesekreis genauer kennenzulernen. Hier ist genug Zeit, sich gemeinsam etwas intensiver über Philosophie und die Freiheit im Leben auszutauschen.
Donnerstagabend ist Seminarabend: Ab 19:30 Uhr versammeln wir uns im Atelier, wo in der Regel ein Vortrag stattfindet oder die übrigen Seminaristen aus ihrem Leben erzählen.
Der Duft der Küche erzählt von den vielen Nationen im Seminar
Freitags sprechen wir im großen Kolloquium darüber, was wir in der vergangenen Woche gemacht haben und was wir gemeinsam im Jugendseminar noch besser machen können.
Auch abends wird bei uns selbst gekocht! Wenn ich in die Küche gehe, kann ich die verschiedenen Länder schon von weither riechen: Deutschland, Spanien, Costa-Rica, Frankreich, Portugal, Japan, Korea, Georgien, Schweiz, Dänemark, Italien…
Ab 22:00 Uhr beginnt dann wieder die Ruhezeit. Kein Geräusch, kein Klang der Dusche oder von Musik, sondern nur unser Atem – oder vielleicht Schnarchen. Und langsam kehren wir wieder in die geistige Welt zurück…