In meinem zweiten Trimester haben mich besonders die Morgenkurse beeindruckt. Jeder Kurs hat viele Fragen angesprochen, die mich besonders berührten. Fast immer waren es genau diese Themen, die in meinem Leben jetzt wichtig sind.
von Tinatin
Der erste Kurs im Frühjahrstrimester war die Malwoche. Da ging es nicht nur um das Malen oder Zeichnen. Unser Thema war das Portrait. So haben wir einander näher kennengelernt, erkannten nicht nur besondere Stimmungen, sondern auch eine ganz neue innere Welt. Denn wenn man ein Portrait zeichnet, dann setzt man sich in dieser Zeit mit dem anderen auseinander, denkt über ihn nach und sieht Neues an ihm oder ihr.
Nach dem zweiten Kurs mit Marco Bindelli über “Mensch und Musik” hatte ich den Eindruck, dass ich schon eine Menge mehr von dem verstanden habe, worum es im Seminar geht, und dass ich heute anders denke als zuvor – ich bin buchstäblich „viel gereist in meinem Kopf“.
Der dritte Kurs fand dann mit Johannes Nilo statt, der über Denken und Wahrnehmen sprach. Das war sehr interessant und hat mich nachdenklich gestimmt, denn diese tiefen philosophischen Fragen waren mir neu. Ich hatte das Gefühl, dass ich langsam lernte, die Welt anders zu sehen, genauer zu beobachten, andere Gedanken und Gefühle zu entwickeln.
Der vierte Morgenkurs “Krankheit und Schicksal” mit Michaela Glöckler, die lange die medizinische Sektion am Goetheanum geleitet hat, hat großen Eindruck auf mich gemacht, weil ich selbst in dieser Zeit krank war. Ich habe verstanden, dass man Krankheit nicht nur mit Medikamenten heilt. Es braucht sehr viel dazu, gesund zu sein: körperliche Kraft, aber auch innere Stärke, Ruhe und auch etwas Glück. Viel von der eigenen Gesundheit hängt nicht nur davon ab, ob unser Körper gesund ist.
Ich finde es toll, dass im Freien Jugendseminar alles seine Bedeutung hat – selbst viele Kleinigkeiten, die man sonst oft übersieht. Hier passiert nichts einfach so und man lernt, genau hinzusehen.