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Kulturen durch Tanz verbinden

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Beim brasilianischen Forró geht es um das harmonische Beisammensein und den spielerischen Dialog des Tanzens. Am Freien Jugendseminar kann der Tanz seiner Bestimmung entsprechend Menschen aus allen sozialen und kulturellen Kreisen zusammenführen um das Leben zu feiern und zu genießen.

von Eduardo und Gabriel aus Brasilien

Portrait-Eduardo Portrait-Gabriel

Forró ist ein traditioneller Rhythmus aus dem Nordosten Brasiliens, der seinen Ursprung im neunzehnten Jahrhundert hat und für das Land sehr wichtig geworden ist.

Der Ursprung des Namens Forró ist noch nicht ganz geklärt; manche behaupten, dass der Name aus dem Englischen “for all” kommt (“für alle”), und in der Zeit der Konstruktion der brasilianischen Eisenbahnnetzes verwendet wurde, als englische und brasilianische Bauarbeiter Feste veranstalteten, zu denen ausdrücklich alle Interessierten eingeladen waren. Eine andere Version besagt, dass der Ursprung des Begriffs in dem brasilianischen Wort “Forrobodó” liegt, welches im deutschen “Tohuwabohu” bedeutet und an einigen Orten in Brasilien noch bis heute benutzt wird.

Den Forró zu charakterisieren ist mindestens so schwierig, wie die Herkunft des Namens zu erklären. Zum Einen ist damit eine erheiternde Veranstaltung, zum anderen ein Tanzstil gemeint, der zugleich aber auch ein Musikstil ist. Forró ist eine Mischung aus nordöstlich-brasilianischen Rhythmen wie Baião, Xaxado, Xote und weiteren. Zur klassischen Vorstellung gehören Instrumente wie das Akkordeon, die Triangel und natürlich die Trommel. Mit der Zeit verbreitete sich der Forró immer mehr im ganzen Land und bezeichnet heute einen der wichtigsten Rhythmen Brasiliens. Vor allem auch durch die harmonische Musik und die Stimme von Luiz Gonzaga fand er breite populäre Anerkennung.

Gonzaga selbst ist Sänger und Instrumentalist und wurde im trockenen und heißen Nordosten Brasiliens als Sohn eines ansässigen Musikers geboren, der bei Hochzeiten und Festlichkeiten musizierte. So wurde der kleine Luiz schon früh mit seiner späteren Liebe, dem Akkordeon vertraut gemacht. Später zog Luiz Gonzaga dann nach Rio de Janeiro, wo seine Musik große Erfolge feierte und dem Forró die Möglichkeit eröffnete, in weiteren Gegenden im Land bekannter zu werden.

Durch das Freie Jugendseminar kam der Forró nach Deutschland

Durch einen ehemaligen Seminaristen schwappte die „Forró-Welle“ schließlich nach Deutschland herüber und fand hier neue Liebhaber. Terra Pasqualini tanzte schon in Brasilien leidenschaftlich und brachte diese Leidenschaft mit nach Deutschland um sie hier mit anderen Seminaristen teilen zu können und ihnen den Forro beizubringen. Im Dezember 2003 machte er seinen Abschluss am Jugendseminar und präsentierte seine Forró-Tanzperformance. Die Brüder Jean und Jidu Pasqualini führten die Forró-Bewegung mit der Intention weiter, die brasilianische Kultur für die Welt zu öffnen und um die Menschen und Kulturen mit dem Tanz zu verbinden, was von Beginn an der essenzielle Kern des Forrós war.

Beginnend mit den Unterrichtsstunden bei Terra zu Hause wuchs die Nachfrage beständig und es kam zur Gründung des wöchentlichen „Forró de Domingo“ in Stuttgart-Mitte und zum Entstehen des größten Forró-Festivals außerhalb Brasiliens. 2010 kehrte der Forró durch Jaduam Pasqualini ins Freie Jugendseminar zurück und wird bis heute jeden Mittwoch-Abend von vielen Seminaristen und Interessenten getanzt.

Die Frage, die wir uns immer wieder stellten war, warum gerade das Freie Jugendseminar diesen fruchtbaren Boden bieten konnte, aus dem sich die Forró-Tradition hier überhaupt erst entwickelt hat. Es liegt wahrscheinlich daran, dass sich der Forró von den restlichen Aktivitäten im Seminar unterscheidet, die vor allem kreatives Denken, Spiritualität und körperliche Ausdauer betonen. Außerdem ist durch die große Internationalität im Haus ein fruchtbarer Boden geboten, um Neues kennenzulernen und ausprobieren zu können.

Beim Forró geht es um das harmonische Beisammensein, darum, sich im spielerischen Dialog des Tanzens frei und verbunden zu fühlen. Es ist schön zu sehen, dass der Forró seiner Bestimmung entsprechend sich hier entfalten kann um Menschen aus allen sozialen und kulturellen Kreisen zusammenzuführen, um das Leben zu feiern und zu genießen und um die Herzen mit einer harmonischen und aufheiternden Musik zu erwärmen.