Für einen Studienjahrgang im vierten Trimester waren wir erstaunlich viele Seminaristen. Das vierte Trimester ist ein zusätzlicher Zeitraum, den normalerweise nur wenige Studenten an ihr übliches Studienjahr anschließen. Dieses Mal waren wir sieben von zwölf Teilnehmern. Jeder wollte auf seine Weise noch einige, ihm oder ihr wichtige Themen vertiefen. Genau dafür ist dieses Extra-Trimester da.
von Eva aus Deutschland
In der ersten Woche des Trimesters stellen sich viele Fragen: Wie gestalte ich mein viertes Trimester? Wo überschneiden sich meine Interessen mit denen meiner Freunde? Womit genau will ich mich in den einzelnen Fächern beschäftigen?
Ich wollte etwas mit Sprache machen. Katharina und Vital wussten schon, dass sie das Stück „Der Heiratsantrag“ von Anton Tschechow inszenieren wollten. Dafür brauchten sie noch eine dritte Person. Zu diesem Zeitpunkt fand ich es schwieriger Theater zu spielen. Es bedarf viel Teamwork, intensives Arbeiten und großen Zeitaufwand.
Vor dem Jugendseminar hatte ich noch keine Bühnenerfahrung. Bei „Sprache“ hatte ich immer den Eindruck gehabt, dass man mit seinem ganzen Wesen aus seinem Schneckenhaus herauskommen muss. Das war immer sehr ungewohnt für mich. Nach langem Hin und Her entschied ich mich für das Wagnis.
Im dritten Trimester hatte ich mich meist am Rande der Seminaristengruppe gehalten. Aber wenn man zu dritt ist, geht das schlecht. Mir ist schnell klargeworden, wie viel Geduld man mitbringen muss, wenn man an einem gemeinsamen Ziel arbeitet. Ich habe auch gelernt, dass man ehrlich zu sich wie zu den anderen sein muss. In einer Gruppenarbeit entsteht Ärger fast zwangsläufig. Dann muss man sich in der richtigen Art austauschen, sonst kann kein gutes Miteinander entstehen. Was ich aus dem Theaterprojekt auch noch mitnehme, das ist der Umgang mit den eigenen Gefühlen. Ich habe geübt, meinen Gefühlen näher zu kommen, um sie dann in die Rolle, die ich spielte, hineinzulegen.
Das Theaterprojekt im vierten Trimester war für mich viel intensiver als das des dritten Trimesters. Ich war viel mehr involviert. Ich bin deshalb sehr froh, mich für das Stück entschieden zu haben. Ich konnte tatsächlich manches für mich erreichen, was ich vorher noch nicht geschafft hatte, und habe mehr Selbstvertrauen im Umgang mit meinen Gefühlen gewonnen.