– von Suk Hyun Ryu.
Im „Jugendseminar“ wohnen viele junge Leute zusammen. Obwohl das Haus sich in Stuttgart in Deutschland befindet, sind sie nicht nur Deutsche. Viele kommen auch aus anderen Ländern, wie Georgien, Österreich, Ukraine, Spanien, Brasilien, Japan oder Südkorea.
Dass die Menschen aus verschiedenen Ländern kommen, bedeutet auch, dass viele verschiedene Kulturen im Seminar zusammenleben. Wir alle sind Menschen, aber trotzdem sind wir nicht alle gleich. Ich finde das sehr interessant, dass ich mit diesen Leuten, die aus verschiedenen Kulturen kommen, zusammenleben darf. Ich glaube, dass man viele neue Dinge von anderen Kulturen lernen und sich so selbst auch weiterentwickeln kann. Im Augenblick lerne ich im Seminar viel von meinen Freunden.
Internationale Erfahrungen – auch während der Mahlzeiten
Ich bin oft im Kurs überrascht, wenn andere Freunde viele Fragen stellen und auch viele ihre Meinungen sagen. Das finde ich immer toll, weil Menschen aus Südkorea das nicht so oft machen. Bei mir ist diese Kultur ein bisschen ungewöhnlich. Es ist immer interessant, viele Fragen und Meinungen zu hören und das hilft mir, neue Ideen selbst zu entwickeln.
Wenn ich die Leute im Seminar sehe, finde ich auch schön, dass viele im Seminar so engagiert sind und so viel Energie haben. Sie zu sehen, macht mich froh! Viele von ihnen machen zum Beispiel gerne Musik und singen. Das macht die Atmosphäre sehr lebendig und das ist im Seminar eine sehr wichtige Sache. Ich bin dankbar dafür, dass ich mit diesen Menschen im Seminar leben und arbeiten darf.
Auch während der Mahlzeiten kann man internationale Erfahrung machen. Jeder hier kocht das Essen, das er aus seiner Heimat kennt. Besonders beim Abendessen kann man verschiedene Speisen probieren und manchmal bringen Leute aus verschiedenen Kulturen das Essen aus ihrem Heimatland zusammen und essen gemeinsam.
Nicht immer einfach
Trotzdem ist das Zusammenleben nicht immer einfach. Manchmal kann es für einige von uns, denen es nicht leicht fällt, sich Gehör zu verschaffen, schwierig sein. Ich glaube, das ist für die Menschen im Seminar, die aus meiner (östlichen) Kultur kommen, besonders schwierig. Es gibt kaum Menschen aus Südkorea, die „laut“ sind. Sich zurückhaltend zu verhalten, wird in Südkorea geschätzt. Man ist hier sehr höflich und respektvoll. Ich finde, dass dies in der westlichen Kultur manchmal nicht so ist. Jeder äußert gerne seine Meinung und zeigt seine Gefühle, manchmal auch auf geräuschvolle Weise. Trotzdem respektiert jeder einander. Ich möchte diese Art des Miteinanders gerne noch besser kennenlernen, aber das fällt mir noch sehr schwer.
Sprache ist überhaupt kein einfaches Thema im Seminar. Die Hauptsprache ist hier natürlich Deutsch. Aber nicht alle können gut Deutsch sprechen. Daher ist es manchmal schwierig, sich gut zu verstehen. Ich glaube, das fällt nicht nur Ausländern, sondern auch Deutschen schwer. Allerdings haben wir alle kein großes Problem damit. Wer schon gut Deutsch sprechen kann, versucht immer, den anderen zu helfen. Ich glaube, dass die Menschen im Seminar verstehen, dass wir nicht alle gleich sind und versuchen, es uns einfach zu machen.
Nach meiner bisherigen Erfahrung kann ich sagen, dass es mir viel Freude macht, das Seminar zu besuchen. Außer in Kursen wie Theosophie, Bothmer-Gymnastik, Sprachgestaltung und Eurythmie kann man auch aus der internationalen Begegnung viel lernen. Manchmal ist das Leben im Seminar anstrengend, aber ich bin überzeugt, dass man hier viel Gutes findet, das einem für das spätere Leben nützlich ist.