Von Niklas Hoyme //
Rund zwei Monate nach unserer Reise erreichte uns die Nachricht, dass der Gründer der Sekem Initiative Ibrahim Abouleish am 15.06.2017 verstarb. Für mich stand die ganze Reise und besonders der Besuch auf Sekem im Zeichen seiner Ideen.
Es ist wohl vor allen Dingen sein eigenständiger Umgang mit der Anthroposophie, der viele Menschen inspirierte. Die Anthroposophie lernte er erst durch eine ältere Dame in Österreich kennen und studierte an vielen Abenden mit ihr gewissenhaft die Philosophie der Freiheit. Tief beeindruckte uns dieses Bild aus seiner Biographie, (die ich glücklicherweise noch kurz vor der Reise in meinen Rucksack gepackt hatte). Er fühlte sich als eigenständiger Dritter, zwischen der Anthroposophie und seiner Religion, dem Islam, in denen er sich gleichermaßen beheimatet fühlte. So spannend und berührend beschrieb er seinen und Sekems Werdegang in dieser Biografie, dass sie spätestens nach der Reise wohl jeder von uns gelesen hatte.
Vor einem Jahr konnten einige Jugendseminaristen ihn bei einem Vortrag in Stuttgart hören, den er nach der Mitliederversammlung des Sekem Vereins hielt.
In seinem Vortrag richtete er sich auch an die jungen Menschen im Saal. Er machte eine Pause und schaute uns tief in die Augen. Nie werde ich vergessen, was er dann zu uns sagte. Das Studium der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, das sei es, was für ihn heute, gerade auch für junge Menschen, an der Zeit ist.
Auch seine Sekem Vision für ein zukünftiges Ägypten beschäftige uns während der Reise. Wenn wir auf die Probleme des heutigen Ägyptens zu sprechen kamen, kamen wir immer wieder zurück auf die Sekem Initiative, die als Vorbild für ein modernes Ägypten dienen kann. Als wir fast am Ende unserer Reise auf Sekem ankamen, erlebten wir die in der Biografie geschilderte Mühe und Arbeit, die wohl hinter dieser Initiative stecken musste. Ibrahim Abouleish und seine Familie hatten es geschafft innerhalb 50 von Jahren, Leben, wirkliches Leben, in die Wüste zu bringen. Wir besuchten den Kindergarten, die Schule und die verschiedenen Firmen, die alle miteinander und nicht gegeneinander wirtschaften. Das Augenmerk gerade auch auf die Wirtschaftsprozesse zu legen und diese sozial zu gestalten, beeindruckte uns sehr.
Kurz vor der Abreise aus Ägypten besuchten wir die Heliopolis Universität in Kairo. Heute kann man an der Universität Wirtschaft, Ingenieurwesen und Pharmazeutik studieren. Man wählt Module aus künstlerischen Angeboten, angefangen von der Auseinandersetzung mit Sprache, Musik und Malerei und nicht zuletzt der Eurythmie, die in kleinen, farbigen Holzhütten unterrichtet werden.
Der Universität mit ihrem grünen Campus, scheint der Spagat zwischen moderner Universität und wissenschaftlich, künstlerischer Arbeit zu gelingen. Wir staunten, als wir den letzten Schachzug des Ibrahim Abouleish gerade in seinem Fundament liegen sahen. Ein Haus der Wissenschaften in Ägypten im 21. Jahrhundert,vielleicht ja angelehnt an die Vision von einem Haus der Weisheit aus Bagdad.