von Max //
Das Emporsteigen auf der steinernen Treppe von ihrem Fuße an der Ameisenbergstraße bis zu ihrem oberen Ende, das in den kleinen Platz vor dem Freien Jugendseminar mit seinen Bänken und Stühlen mündet, hat schon bei schönem Wetter etwas Besonderes. Denn sobald man oben angekommen ist, braucht man sich nur noch einmal umzudrehen und hat schon einen großzügigen Ausblick über Stuttgart-Ost und einen Teil der Stadt auf dieser Seite der Wagenburg. Sogar die große „Mercedes-Benz-Arena“, die früher „Gottlieb-Daimler-Stadion“ und davor „Neckarstadion“ hieß, ist dann zur linken Seite noch sichtbar.
Viele der Ausblicke vom Freien Jugendseminar sind etwas sehr Besonderes und das allein schon ist es wert, hier zu wohnen und Seminarist zu sein. Ein Highlight ist es, am Morgen die aufgehende Sonne zu beobachten.
Gemeinsames Erleben
Die Terrasse vor dem Haus eignet sich perfekt zum gemeinsamen Ausspannen. Manche essen draußen, sobald die warmen Sonnenstrahlen es zulassen. Am Abend gibt es nichts Schöneres als hier oben auf der Terrasse zu sitzen und den Sonnenuntergang zu genießen.
Das Leben auf dem „Ameisenhügel“ ist verbunden mit viel Lebensfreude. Der Umgang der Seminaristen untereinander ist positiv und freundlich. Hier neue Freunde zu finden ist wirklich nicht schwer. Oft lässt sich mindestens eine Person finden, mit dem oder der man seine persönlichen Anliegen besprechen kann.
Viele Menschen hier am Jugendseminar haben große kreative Begabungen. Sie verspüren das Bedürfnis, sich künstlerisch auszudrücken und die damit verbundene Freiheit schöpferisch zu nutzen. Manche zeichnen oder malen gerne, andere versuchen ihre Gefühle durch das Komponieren von eigenen Liedern auf dem Klavier oder auf der Gitarre auszudrücken. Damit tragen sie ihre Gedanken, die sie mit den anderen Menschen hier teilen wollen, nach außen.
Oft von Musik umgeben
Man ist hier wirklich oft von Musik umgeben. Besonders in oder um die Küche im ersten Stock kann man häufig entweder die wuchtigen Töne einer E-Gitarre oder das feine Klingen der Saiten einer Akustikgitarre hören – manchmal sogar beides zusammen. Auch eine Klarinette macht sich hier hin und wieder einmal bemerkbar.
Die Wohnzimmer in den zwei Stockwerken sind nicht nur ein Ort des Zusammenkommens für die Menschen des jeweiligen Stocks; sie sind auch ein Ort des Aufeinandertreffens verschiedener Sprachen und Kulturen. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich zum Beispiel so viel Georgisch wie im Wohnzimmer des ersten Stocks gehört. Derzeit wohnen am Freien Jugendseminar insgesamt zehn Menschen aus Georgien. Auch Koreanisch ist hier immer mal wieder zu hören.
Aber es ist auch nicht alles hier oben immer nur entspannt und ohne Probleme. Auf die Ankündigung: „Heute ist wieder Haus und Garten“ (zweimal die Woche wird das gesamte Haus von den Seminaristen geputzt, für das Frühstück eingekauft und der Garten gepflegt) ist jedes Mal wieder ein Stöhnen zu hören.
Kurz und gut: Der Hügel in Stuttgart ist nicht so berühmt wie der in Bayreuth. In jedem Fall aber bereichert er (menschlich wie kulturell), fordert heraus (theosophisch wie eurythmisch) und gibt Halt (von der festen Tagesstruktur bis hin zu festen Bezugspersonen). Das Leben hier auf dem Hügel ist immer außerordentlich vielfältig.