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Schütze die Flamme

Das Licht und die Kraft der positiven Impulse zu bewahren und weiterzutragen, war das Thema des diesjährigen SEKEM-Tags. Passend dazu haben einige Jugendseminaristen eine Performance am SEKEM-Tag vorgeführt, die die Menschen berührt und bewegt hat.
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Von Sophie //

SEKEM – Ein Ort, mitten in Ägypten, voller Möglichkeiten sich zu entwickeln, an sich, an der Gemeinschaft und mit der Natur zu arbeiten. Im Mittelpunkt steht der Mensch, sein Sein und sein Hadern mit sich, der Natur und der Gesellschaft. Das Licht und die Kraft der positiven Impulse der heutigen Zeit zu bewahren, weiterzutragen und mit vielen Menschen zu teilen, war das Thema des diesjährigen SEKEM-Tags in Stuttgart. Passend dazu haben einige Jugendseminaristen diesen Impuls eine Woche lang miteinander bewegt und etwas einstudiert, was am SEKEM-Tag vorgeführt wurde und die Menschen berührt und bewegt hat.

Schütze die Flamme

„Schütze die Flamme“, hörte ich sie immer wieder flüstern, die dunkel gekleideten jungen Menschen, die scheinbar ruhelos und durcheinander auf der Bühne umherliefen. Rastlose Blicke. Immer wieder konnte ich kleine Wortfetzen in den verschiedensten Sprachen aufschnappen. Der Ernst in den Gesichtern der mir sonst aus dem Alltag bekannten Menschen berührte auch mich ganz unerwartet. Eine Frau in weißem Kleid, ganz verloren, stand mitten zwischen den eilig umherlaufenden Menschen mit einem brennenden Teelicht in der Hand und versuchte sich und dem Licht Schutz zu verschaffen. „Vor was will sie sich denn schützen?“ fragte ich mich just in dem Moment, als das Teelicht ausging. Sie sah traurig aus, die Frau im weißen Kleid. Dann war es still auf der Bühne und die rastlosen Menschen standen da als hätten sie keine Kraft mehr, um rastlos zu sein. Ganz im Stillen löste sich jemand aus der Gruppe, um behutsam das Teelicht der jungen Frau wieder anzuzünden. Eine schöne Musik löste den Bann und die Frau im weißen Kleid fing zu singen an. Die Menschen auf der Bühne, die zuvor so ruhelos und ohne Blick für die Flamme und die überforderte junge Frau gewesen waren, nahmen sie in ihre Mitte, hörten ihr zu, ließen sie singen und nach einer Weile wurde das Teelicht weitergereicht. Der Gesang war zu Ende und ich hörte ihn wieder, diesen Satz. „Schütze die Flamme, schütze die Flamme“. Es kam wieder Bewegung in die Gruppe und das Teelicht wurde schnell, aber bedächtig, weitergereicht. Die Menschen auf den Zuschauersitzen waren gespannt bei der Flamme, die immer wieder flackerte, aber nicht ausging. Bis zum Ende blieb das Teelicht durch die Aufmerksamkeit der Gruppe und jedes Einzelnen an. Jeder hatte die Flamme geschützt, bis er sie weiter an jemanden reichen konnte, der sie mit der gleichen Bedachtsamkeit behandelte.

Hat nicht jeder ein Flamme in sich?

Das kleine Lächeln, das bei mir hochkroch, sah ich auch auf den Lippen meiner Sitznachbarn, als jeder Zuschauer von den Jugendseminaristen eine kleine Bienenwachskerze mit den Worten „Schütze die Flamme“ auf den Weg mitbekam. Die Menschen waren berührt.
Hat nicht jeder eine Kerzenflamme in sich, die ganz zart ist und mit Achtsamkeit gepflegt werden muss, damit sie im Alltagsgeschehen nicht erlischt? Hat nicht dieselbe Flamme das Potenzial, ein riesen Feuer in uns zu entfachen und uns für etwas brennen zu lassen? Es ist ein schöner Gedanke, den ich mit auf den Weg nehmen konnte und wenn meine Flamme kleiner wird, denke ich an die Frau im weißen Kleid und gehe ein bisschen langsamer, damit die Flamme wieder größer werden kann.