Von Emilia //
Die anthroposophische Ärztin im (Un-)Ruhestand, Autorin verschiedener Bücher und ehemalige Sektionsleiterin für Medizin am Goetheanum in Dornach, kam, wie schon viele Jahre zuvor, für eine Woche, um mit uns über das Thema „Krankheit und Schicksal“ zu sprechen. Die Verbindung zwischen dem Seminar und Michaela Glöckler ist auf ihren Vater, Helmut von Kügelgen, zurück zu führen, der im Jahr 1964 das Jugendseminar mitbegründete.
Da Michaela Glöckler in anthroposophischen Kreisen eine wohl bekannte Person ist und man schon viel von ihr gehört hat, waren die Erwartungen entsprechend groß. Wir Seminaristen bereiteten uns auf ihren Unterricht vor, indem wir versuchten den Begriff „Schicksal“ für uns zu definieren und uns fragten, was „krank sein“ ist und inwiefern Krankheit und Schicksal zusammenhängen.
Das Thema war hoch interessant und viele, für uns essentielle, Fragen taten sich auf, weshalb es so spannend war, Michaela Glöckler zuzuhören und mit ihr darüber zu sprechen. Wir genossen ihre klare Art und ihren gut strukturierten Unterricht, wobei sie sehr gut auf unsere Fragen eingehen konnte. Wir verstanden schnell, dass sie wirklich etwas zu sagen hat, und widmeten ihr unsere ganze Aufmerksamkeit. Inhaltlich bekamen wir viel „Denkinput“ und im Folgenden wird auf einige dieser inhaltlichen Punkte eingegangen.
„Alterstypische“ Krankheiten
Zu Beginn haben wir die sogenannten „alterstypischen“ Krankheiten besprochen. In den ersten 21 Lebensjahren hat der Mensch viel mit akuten Infekten zu tun. Hierbei geht es darum, dass sich das körperliche Immunsystem ausbildet und stark wird. Im Alter von 21 bis 45 Jahren treten psychosomatische Krankheiten häufig auf. In diesem Zeitraum ist man körperlich am belastbarsten und lernt durch diese psychosomatischen Krankheiten die Grenzen seiner Belastbarkeit kennen. Man könnte sagen, der Sinn ist, ein seelisches Immunsystem aufzubauen. Durch diese psychosomatischen Krankheiten kommt der Mensch mit verschiedenen Themen in Berührung, beispielsweise wie man mit den eigene Emotionen und Gedanken umgeht und wie Konflikt- und Selbstmanagement funktionieren kann.
Ab dem 45. Lebensjahr sind chronische Krankheiten kennzeichnend, wobei es der Sinn dieser Krankheiten unter anderem ist, dass man sich mit dem Geist beschäftigt. Dazu gehört, dass man sich verstärkt damit auseinandersetzt, wer man ist und was einen nach dem Tod erwartet.
Schicksalshafte Krankheiten
Neben diesen alterstypischen Krankheiten gibt es die „nicht normalen“, schicksalhaften Krankheiten. Hier haben wir uns gefragt, warum wir individuell so unterschiedlich erkranken können? Und was einleuchtend erschien, ist, dass man hier zwischen den verschiedenen Schicksalsebenen differenzieren muss. So gibt es zum Beispiel das individuelle Schicksal, Familienschicksal, Menschheitsschicksal und viele mehr. Bei diesen Krankheiten oder auch Unfällen hilft es zu versuchen, zu verstehen, wer daraus etwas lernen kann und soll.
Gesundheit und Selbstheilungskräfte
Interessant waren auch die „drei Aspekte der Gesundheit“. Ist man erkrankt und hat den Willen gesund zu werden, so wird die Grundlage für diese Genesung dadurch gebildet, dass man versteht, warum man krank geworden ist. Außerdem muss man darin einen Sinn sehen, und zuletzt geht es darum, an einer Handhabbarkeit der Krankheit zu arbeiten. Letzteres waren kleine Teile von dem, was wir von Michaela Glöckler erfahren konnten, so dargestellt, wie ich es erlebt, aufgenommen und verstanden habe.
Zudem ging es darum, wie man gesund bleibt, was Gesundheit ist und was man unter Menschheitsschicksal versteht. Hier hat Michaela Glöckler, auf den Wunsch der Seminaristen hin, von den verschiedenen Kulturepochen gesprochen.
Ein Lebensweg
Die Krönung ihres diesjährigen Besuches im Jugendseminar war die Geburtstagserzählung von Frau Dr. Glöckler, was bedeutet, dass sie an einem Abend über ihr Leben berichtet hat und wir in diesem besonderen Rahmen viele persönliche Fragen stellen durften. Die Atmosphäre war andächtig und es war interessant zu hören, wie ein Lebensweg aussehen kann.
Faszinierend war vor allem zu sehen, wie sich alles gefügt hat.
Wir sind glücklich über diese inspirierende Zeit. Ich persönlich nehme viel aus ihrem Kurs mit und bin dankbar über die Begegnung mit dieser starken Frau. Michaela Glöckler ist direkt auf mich eingegangen, wenn ich Fragen stellte, und die Art, mit der sie mich angeschaut hat, hat mich sehr gerührt, weil sie mir das Gefühl gegeben hat, mich als Mensch zu sehen.