Von Evita //
„Wann immer ein Medium zur Ergänzung wird, stellt es eine Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten dar. Wann immer ein Medium zum Ersatz wird, stellt es eine Behinderung der menschlichen Fähigkeiten dar.“
Uwe Buermann
Was ist nun schief gelaufen, dass uns ein so wundervolles Werkzeug so sehr aus der Hand fährt, dass wir uns mit Katzenvideos die Zeit vertreiben, Youtube als Erziehungsmaßnahme und Youporn als Beziehungsersatz verwenden?
Ein entscheidender Denkfehler, den wir bezüglich Internet machen, ist jener, dass wir annehmen, dass Suchmaschinen, Videoportale usw. kostenlos sind. Sie sind nämlich nicht kostenlos, und da wir nicht in bar bezahlen, müssen wir es auf anderen Wegen tun: mit Daten. Google finanziert sich mit angepasster Werbung und Datenverkauf und um die Energie für die Unmengen an Daten zu sichern, werden Atomkraftwerke gebaut. Als kurze Kostprobe, wie viele Daten Google von uns besitzt, kann jeder, der über einen Gmail – Account verfügt, folgende Website benützen: myactivity.google.com. Nach erfolgtem Einloggen können alle Daten eingesehen werden, die Google gesammelt hat, als die jeweilige Person eingeloggt war. Sprich alle URLs, alle Positionsdaten von Google Maps, alle Fotos die man sich auf Facebook etc. angesehen hat, wie lange man sie sich angesehen hat, die Suchverläufe, die Einkäufe bei Amazon usw.
Wir bezahlen mit unseren Daten, nicht mit Geld
Amazon selbst gibt automatisch alle Daten, die es während ihrer Analyse sammelt, direkt an den amerikanischen Geheimdienst weiter. Die Vollmacht, die Amerika für Amazon übernommen hat, ist nämlich Geschäftsgrundlage für deren Internetmonopol. Amazon hat in den ersten Jahren ausschließlich rote Zahlen geschrieben und ohne diese Vollmacht wären sie schon längst pleite gegangen. Grund für die Verschuldung waren die kostenlosen Lieferungen
von Amazon, die aber langfristig zum Konzept gehören und für eine Zerstörung der lokalen Infrastrukturen und die Abhängigkeit von Amazon führen sollen. Doch auch abseits der herunter getrampelten Pfade von Facebook, Amazon, Google und YouTube gibt
es kein anonymes Surfen.
Unsere Digitale-Signatur
Im Internet werden wir anhand unserer Tippsignatur und unserer Scrollbewegung identifiziert, sie zeichnen uns aus wie eine Handschrift oder ein Fingerabdruck. Sobald wir einmal irgendwo im Web unseren richtigen Namen angegeben haben, werden alle Tätigkeiten, egal auf welchem PC, Pad oder Handy, uns zugeordnet. Geräte sind des weitern über It- und Mac – Adressen zuzuordnen und neuere Modelle von Smartphones sammeln IMMER die Positionsdaten, auch in ausgeschaltetem Zustand. Dies geschieht über die GPS-Ortung, die WLAN-Verbindungen (Google hat die exakten Daten aller WLAN-Netze aufgelistet im Zuge der Häusererfassung für Google Maps ) sowie der Empfangsmasten. Sobald wieder eine Internetverbindung herrscht, werden die Daten weitergegeben. Diese Liste lässt
sich ungewiss lange fortführen, so setzten viele Apps bei Installierung den Zugriff auf Galerie, Kamera, Kontakte, Nachrichten und Mikrophon voraus.
Google wusste welche Kaffeemaschine ich will
Dazu ein Beispiel, das sich bei mir selbst zugetragen hat: Gemeinsam mit einer Mitseminaristin und der Hausorganisation hatten wir eine Besprechung zum Thema Kaffeecke im Seminar. Wir haben uns unterhalten über verschiedene Kaffeemaschinen, ihre Spezialitäten und Preise usw. Am Ende des Treffens zog meine Mitseminaristin ihr Handy aus der Tasche, um eine Information zu googeln – und fand auf diversen Seiten plötzlich Werbung für Kaffeemaschinen.
Tipps:
Wichtige Informationen sowie anschauliche Beispiele gibt es auf der hochwertigen Website www.klicksafe.de EU-Initative für mehr Sicherheit im Netz. YouTube–Videos mit dem Titel „Facebook – Update in real life“ zeigen humorvoll, wie absurd und lächerlich naiv wir uns auf social media bewegen. Känguru-Chroniken-Macher Marc- Uwe Kling hat ein zukunftsvisionäres, lesenswertes Buch geschrieben mit dem Titel „Quality Land“.
Sehenswert sind außerdem die Filme „The Circle“ und „The Cleaners“.