Von Carina//
Ich glaube, die meisten von uns haben mit freudiger Erwartung auf die Bauwoche geschaut. Wir waren bemüht, uns keinen Stress zu machen und wirklich nach unserem eigenen Maß zu arbeiten, wie Max uns immer wieder ermahnt.
Und so sah unser Tag aus…
Die Arbeit begann um 8:30 mit einem gemeinsamen Aufwärmen und einer Besprechung des Tages. Dann wurde jeder bis zum Mittag in die Aufgaben entlassen, die er sich für diesen Vormittag vorgenommen hat.
Mittags gab es eine „kleine Vespa“, was übersetzt „kleine Brot- und Kaffeepause“ bedeutet. Daraus wurde im Laufe der Woche aber immer mehr eine richtige Mahlzeit, die täglich von einer wechselnden Kochgruppe zubereitet wurde. Ein Team machte Hotdogs für uns und am Donnerstag gab es sogar eine Suppe als Vorspeise. Das Team war außerdem dafür verantwortlich, morgens einzukaufen und in den dreieinhalb Stunden, in denen wir nach der Mittagspause noch weitergearbeitet haben, für abends zu kochen. Es war schön, sich etwas Spannendes für die anderen auszudenken und sich an den anderen Tagen selbst vom Kochteam überraschen zu lassen.
Der Altbau muss renoviert werden.
In diesem Jahr mussten im Altbau alle Zimmer grundrenoviert werden. Dazu gehörte zuerst einmal das Ablösen der alten Tapeten und das Verspachteln von Löchern, Ritzen und Unebenheiten. Als Nächstes sollten dann neue Tapeten an die Wände und neue Farbe aufgebracht werden. Angesichts der Tatsache, dass keiner von uns das meiste davon je gemacht hatte, war das eine Menge Arbeit, die wir uns da vorgenommen hatten. Obwohl Max behauptete, man könnte allein ein Zimmer in zwei Stunden streichen, bin ich inzwischen der Meinung, dass das ein bisschen mehr Erfahrung voraussetzt, als wir sie hatten: Am letzten Tag waren noch nicht ganz alle Tapeten dran und wir mussten noch Streichen. Zudem sah das Zimmer furchtbar aus, das Aufräumen würde ewig dauern. Es war Freitag, alle waren sehr müde von der Woche und es war einfach noch viel zu viel Arbeit da.
Das Beste: Wir haben es gemacht!
Ich hatte Angst, dass wir es nicht schaffen würden und dass das ganze Wochenende dafür draufgehen würde. Allerdings war ich irgendwie die Einzige, die sich Sorgen gemacht hat, also habe ich versucht, zu entspannen und am Ende haben die Sorgen sich tatsächlich als unbegründet herausgestellt. Zusammen haben wir das Zimmer fertiggestellt und ganz entspannt am Samstag aufgeräumt. Jetzt sieht es wunderschön neu aus und das Beste: Wir haben es gemacht! Aufgrund der Arbeiten in den Zimmern gab es ein paar Leute, die sich vorübergehend einen neuen Schlafplatz suchen mussten, und ich gehörte zu den Glücklichen. Ich hatte mich bis Montagabend um 22:00 Uhr nicht darum gekümmert und war ein bisschen verzweifelt nach einer Lösung suchend durch das Haus gestreift. Es bestand die Möglichkeit, im Atelier zu schlafen, aber ich war mir nicht sicher, ob es noch andere geben würde, die mir Gesellschaft leisteten. Trotzdem entschied ich mich dazu, es zu machen.
Wir haben im Bett gefrühstückt.
Zu meiner Überraschung habe ich dann sogar doch Gesellschaft von Jessica bekommen. Zusammen haben wir das Tuch von der Geburtstagserzählung aufgehängt und uns somit eine Höhle gebaut, die wir die ganze Woche ungestört für uns beanspruchen konnten. Am Dienstag kamen dann noch Dokeung und Josefine dazu und es wurde ein richtiges Lager daraus. Abends haben wir manchmal noch bis spät in die Nacht hinein geredet oder Karten gespielt, was dazu geführt hat, dass unser Bett morgens immer sehr lange sehr gemütlich war. Trotzdem haben wir uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen, nach dem Aufwachen lange und ausgiebig im Bett zu frühstücken. Am Mittwoch kam Josefine als allererstes mit dieser Idee. Sie hat uns damit überrascht, dass sie das Frühstück von unten hochgeholt hat.
Wir bauen eine Raucherpavillon.
Ein weiteres Vorhaben der Bauwoche in diesem Jahr war der Bau des Raucherpavillons. Hirosuke, Harrie und Elia waren ein echtes Dream-Team und unsere Helden in diesem Jahr, wie sie bei Wind und Wetter draußen an diesem großen Projekt gearbeitet haben. Zusammen mit Max haben sie am Anfang sogar den Entwurf selber gemacht und das Fundament gelegt. Einmal habe ich geholfen, Zement anzurühren und dabei ein bisschen mitbekommen, wie viel Arbeit es ist, so eine Konstruktion zu errichten. Das zu verstehen, nahm zwar nur einen kleinen Teil des Ganzen ein, sollte aber ungemein lehrreich für mich sein. Es war ganz schön anstrengend, diese graue Masse zu rühren, vor allem dann, den Eimer nach draußen zu tragen und mit dicken Matschklumpen an den Schuhen wieder zurückzukommen. Zum Glück dauerte es nicht mehr lange bis es Essen gab. An diesem Tag Nudeln mit Kürbissuppe, Salat und ungesüßter Hirsebrei.
In der Gruppe sind wir stark!
Was ich ebenfalls in der Bauwoche gelernt habe – und zwar beim Tapezieren – ist, dass es oft verschiedene Wege gibt eine Aufgabe zu meistern. Tausend Wege führen an ein Ziel und für mich ist es immer ein Ringen darum, den für mich richtigen zu finden. Die praktische Arbeit in der Bauwoche hat mir dabei geholfen, diese Aufgabe für mich greifbarer zu machen. Ich konnte mich wirklich darin üben, nicht die Geduld zu verlieren bei der Arbeit in einer Gruppe, wo jeder seine eigenen Vorstellungen und sein eigenes Tempo hat. Für mich war das eine echte Herausforderung, weil ich immer gerne schnell alles fertig bekommen will. Außerdem habe ich manchmal wirklich das Gefühl, dass die Dinge mir über den Kopf wachsen, obwohl ich nicht mal offiziell für sie verantwortlich bin. Wenn es um Teamwork geht, ist es aber wirklich wichtig, sich aufeinander einzustellen und darauf zu vertrauen, dass alles klappen wird, gerade weil wir ein Team sind und alle ihre Kraft mit einbringen. Zusammen sind wir unendlich kraftvoll. Deshalb ist es viel wichtiger, dass die Gruppe stark ist, als dass die Arbeit fertig wird.
Und danach…?
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich eine Woche voller einfacher aber interessanter Erkenntnisse hinter mir habe. Sie stellt eine erfrischende Abwechslung zum Seminaralltag dar und wenn ich daran zurückdenke, wie es war, mein Zimmer selbst zu renovieren oder mit ein paar Menschen zusammen für alle zu kochen, bekomme ich ein ganz warmes Gefühl ums Herz.