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Ein Tag am Jugendseminar

EIN TAG IM JUGENDSEMINAR, VOM WECKEN BIS ZUM SCHLAFENGEHEN
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Um 6:00
Ich fühle mich warm in meinen Decken… Mein Handy klingelt als Wecker irgendwo fern… oder doch nicht? Egal… Ich schlafe jetzt wieder…
Um 6:15
Mein Handy klingelt wieder etwa näher… Ich fühle mich warm in meinen Decken… Ich öffne langsam meine Au- gen. Aus der Dunkelheit erscheint mein Zimmer. Ich stehe aus dem Bett auf… In der kalten Luft des Morgens fühle ich mich gut.
Um 6:30
Heißes Wasser fällt auf mich und ich erkenne, dass der neue Tag begonnen hat.
Um 6:50
Ein schönes Liedchen vom Frühstücksdienst wird im Flur gesungen. Und an die Tür meines Zimmers wird geklopft. Guten Morgen, Sui! Es gibt Frühstück, aufstehen!!! Um 7:00
Auf dem Tisch im Wohnzimmer steht das vom Frühstücksdienst vorbereitete Frühstück. Selbst gebackene Brote, Marmelade, Obst, Cornflakes, Haferflocken, Joghurt, Milch (nicht nur Kuh-, sondern auch Soja-, Reis-, und Hafermilch), Café, Tee und so weiter… Sie sind fast alle Bio oder Demeter und sehr lecker. Deswegen muss man darauf achten, nicht zu viel zu essen. Sonst will mein ICH wieder in die geistige Welt zurückgehen, – anthroposophisch gesagt – oder „sonst werde ich wieder müde“ – so kann man es auch sagen — Ich toaste zwei Scheiben Brot, genieße eine mit frischem Käse und Tomatenaufstrich und eine andere mit Honig.
Um 8:00
Alle Seminarist*innen treffen sich im großen Saal. Mit Marco—dem großen Seminarleiter—machen wir ein paar Rhythmus Übungen und singen ein paar Lieder zusammen. Diese Viertelstunde scheint vielleicht für die Leute, die nicht Seminarist*innen sind, etwas komisch. —Singen? Ist es dort ein Kindergarten oder so etwas Ähnliches? Aber wir wissen, dass die Zeit sehr gut für den Start des Tages ist. In der Zeit fühle ich, dass mein Körper wach wird
und erkenne, dass ich ein Teil von dieser wunderschönen Gruppe bin, und empfinde Freude darüber.
Um 8:15
Wir steigen die Treppen ins Atelier für den Morgenkurs hinauf. — Manche singen noch das Liedchen, was wir gerade gesungen haben. Im Morgenkurs können wir durch von außerhalb kommende Dozenten einen Überblick über ein Thema bekommen. In jeder Woche kommt ein neues Thema und ein neuer Dozent. Somit kann man im Laufe des Jahres ein Thema finden, was man gerne vertiefen möchte.
Um 9:45
Man braucht eine halbe Stunde Pause nach der intensiven Arbeit. Auf dem Bett oder, wenn es schönes Wetter ist, im Sonnenschein. Dann lasse ich erst mal die Gedanken über das Morgenkursthema los.
Um 10:15
Nun teilen wir uns in erstes, zweites und drittes Trimester.
Es gibt jeden Tag zwei von den vier Kursen—Bothmer- Gymnastik, Eurythmie, Sprachgestaltung und Theosophie. In einer Woche haben wir Bothmer-Gymnastik u. Sprachgestaltung und in der anderen Woche Theosophie u.
Eurythmie.
Um 12:30
Jetzt haben wir Mittagspause. Zwei-, dreimal pro Woche kocht Hanna —unsere Büroarbeiterin— oder Johanna —
eine Vierttrimesterin— Mittagessen für uns. An anderen Tagen essen wir entweder in der Mensa der Waldorfschule Uhlandshöhe oder im Seminar selber gekochtes Es- sen. Nach dem Essen haben wir genug Zeit auszuruhen.

Am Montag um 14:30
An jedem Montagnachmittag findet das sogenannte Haus und Garten bis 16 Uhr statt. Jeder macht in der Zeit seine Aufgabe, die er am Anfang des Trimesters bekommen hat. Die meisten sind Putzaufgaben, — Klo, Atelier, Saal, Treppen, Keller, Büro putzen und so weiter— aber es gibt auch andere Aufgaben wie zum Beispiel Backen oder Einkaufen für unser Frühstück.

Am Dienstag um 14:30
Chor gibt es an jedem Dienstagnachmittag. Mit der Zeit fing ich an, den Chor zu mögen, und nun ist es eine von
meinen Lieblingsstunden.

Am Mittwoch um 14:30
Wir lernen Freiheit am Mittwochnachmittag mit dem Buch Philosophie der Freiheit. Es ist eine freiwillige Stunde, so wie das Thema es schon sagt …

Am Donnerstag um 14:30
Haus und Garten findet wie am Montag statt.
Um 19:30
An jedem Donnerstagabend gibt es den sogenannten Seminarabend. Die Geburtstagserzählung des 3. Trimesters findet dort statt. Ich mache sie in diesem Trimester auch, habe aber noch nicht fertig geschrieben.

Am Freitag um 14:00
Nach der etwas kürzeren Mittagspause als sonst versammeln wir uns im großen Saal für das Kolloquium. Dort wird ein Rückblick des Morgenkurses der jeweiligen Woche gemacht und ein paar Ideen besprochen, um unser Leben hier besser zu gestalten. Wenn wir eine Reise machen, gibt Marco uns Hinweise dafür.

Nach dem Nachmittagsprogramm
Jeder verbringt den freien Abend auf seine Art und Weise. Einkaufen gehen, Klavier oder Gitarre üben, Buch lesen, Film schauen, Tischtennis spielen, Muskeltraining machen und so weiter… Irgendwann gibt mir mein Bauch Bescheid, dass er in sich einen Platz für das Abendessen gemacht hat. Abendessen kocht man selber, manchmal mit anderen zusammen, manchmal alleine. Nach dem Essen spielen wir oft noch Karten im Wohnzimmer, oder sprechen über unsere Träume, die Unterschiede in den Kulturen jedes Landes, über den Klimawandel oder über unser Lieblingsessen. — manchmal auch über Anthroposophie.

Gegen 22 Uhr
Einer nach dem anderen geht langsam in sein Zimmer.
Um 23 Uhr
im Bett werfe ich einen letzten Blick auf die Kerze und mache sie aus. Ich habe ein schönes Gefühl, wenn ich auf den Tag zurückblicke. Ich freue mich auf den nächsten Tag… Ich schließe meine Augen zu und lasse mein Ich zur geistigen Welt los…