Von Zoe //
Es ist Sonntagabend. Gespannt und aufgeregt betrete ich den liebevoll geschmückten Raum. Blumen und Teelichter stehen um den Erzählsessel. Dahinter hängen Kleidungsstücke, die ich oft trage. Im Halbkreis vor mir sitzen die anderen Seminarist*innen. Eine feierliche, vertrauenserweckende und respektvolle Atmosphäre ist zu spüren.
Bevor ich zu erzählen beginne, schaue ich erst einmal den Sketchen zu, die mich in humorvollen, aber auch ernsten Situationen im Seminaralltag spiegeln. Was haben meine Mitseminarist*innen in den letzten Monaten von mir wahrgenommen? Was erinnern sie noch? Wie habe ich auf sie gewirkt? Was waren lustige, aber auch traurige Momente? Die Sketche zeigen einige Antworten.
Nein, ich habe nicht geträumt!
Anschließend darf ich noch den ehrlichen und offenen Worten lauschen, die einige Mitseminarist*innen an mich richten. Und dann beginne ich zu erzählen. Aus dem Leben meiner Großmutter, meines Großvaters, meiner Oma, meines Opas, meiner Eltern und schließlich der aufregendste Teil, von mir selber. Von meiner Kindheit, meiner Jugend, die Zeit nach der Schule und schließlich wie ich an das Jugendseminar gekommen bin.
Dann ist es vorbei und ich werde mir wieder bewusst, dass ich gerade am Jugendseminar mit lauter anderen Seminarist*innen sitze und von mir erzählt habe. Nein, ich habe nicht geträumt, es ist tatsächlich so! Durch die Beschäftigung mit meiner Herkunft kann ich mein bisheriges Leben in einem anderen Zusammenhang sehen.
Durch die Geburtstagserzählung kann ich mit einem anderen Blick auf meine Biografie schauen.
Ein bisschen näher komme ich der Fragen, was gehört zu mir und was kommt von meinen Eltern oder Großeltern? Welche Fragen, Gedanken und Themen haben mich bis jetzt begleitet? Was waren glückliche Momente, welche Krisen galt es bis jetzt zu überwinden? Gibt es Dinge, die ich bewusst ändern möchte?
Durch die Geburtstagserzählung kann ich mit einem anderen Blick auf meine Biografie schauen. Ich habe angefangen, mich von dem, was ich durch meine Vorfahren mitgebracht habe, zu befreien. Wie eine alte Haut, die ich immer mehr ablege, aus der ich, mit meinen Fähigkeiten, mit meinem Schicksal, immer mehr hervortrete.