Von Johanna //
Schon am frühen Morgen beginnt unser Tag mit Musik. Mal eher schief, mal sehr geübt, mal mit Gitarre – das morgendliche Wecken mit Gesang vom Frühstücksdienst ist jede Woche anders, doch jeden Morgen eine wundervolle Art um in den Tag zu starten.
Manche laufen freudig singend durch den Flur, andere schleppen sich verschlafen und leise summend von Tür zu Tür, doch unabhängig von der Motivation der Sänger entsteht hier der erste Ohrwurm unseres Tages.
Sollte man also auf unerklärliche Weise den Gesang verschlafen haben, so kann man sich sicher sein, dass man spätestens am Frühstückstisch das ausgewählte Lied noch einmal zu hören bekommt, denn es liegt, wenn auch sehr versteckt, auf allen Müsli essenden Lippen.
Kaum ist dieses Gesumme verklungen, geht es auch schon zum Morgensingen. Um 8:00 Uhr treffen wir uns alle im Saal, um mit ausgefeilten Rhythmen den Körper und mit hektischem Singen und Tanzen das Gemüt zu wecken. Das zuletzt gesungene Lied wandert dann die Treppen hoch zum Morgenkurs und wird meist danach in der Küche, im Wohnzimmer oder im Raucherhäuschen wieder zum Leben erweckt.
Unsere nächste musikalische Etappe erreichen wir dann beim Mittagessen. Das Essen ist angerichtet, alle sind versammelt und hungrig, doch bevor zugeschlagen werden darf, erklingt Marcos laute Stimme: „SOPRAN ALT TENOR BASS“.
Wir singen ein vierstimmiges Dankgebet für unser Essen. Dieses kann man sich manchmal auch noch nach dem Essen in abgeschwächter Weise anhören, denn in der Küche im 2. Stock schenkt der Spüldienst unserem dritten Ohrwurm des Tages eine Stimme.
Läuft man nachmittags durch die Flure, so kann man von allen Seiten die verschiedensten Stücke und Lieder hören. Bratsche im Atelier, ein Cello im Saal, Didgeridoo und Trommel im Garten, ein Klavier klingt aus dem offenen Fenster des Wohnzimmers, ein Gesangsduett mit begleitender Gitarre aus einem der Schlafzimmer, oder auch Musik jeglicher Genres und Kulturen, die mit voller Lautstärke beim Kochen über Musikboxen abgespielt wird.
Dienstagnachmittags steht Chorprobe auf dem Stundenplan. Diese wird von unserem Seminarleiter und leidenschaftlichen Musiker Marco geleitet.
Wir beginnen mit verschiedenen Einsingübungen und dann geht es los. Von alten Klassikern bis hin zu großen Werken ist alles mit dabei. Durch Marcos Hilfe haben wir am Ende des Trimesters ein ganzes Repertoire, welches wir am Abschluss vorführen können.
Wie man also sehen kann, steckt die Musik in fast jeder Pore des Seminars. Sie bietet uns eine Möglichkeit uns zu verbinden und bringt Auflockerung und gute Laune. Darüber hinaus ist die Musik auch eine internationale Sprache, welche Kulturunterschiede und Sprachbarrieren durchbricht.