Von Paula //
Sanft, erst kaum merklich, tauchen die ersten Funken zwischen den Hügeln auf.
Lange dauert es nicht, bis diese Glut sich entfacht, zu einem leuchtenden, roten Meer wird und die Wälder und Wolken in ruhige Flammen aufgehen lässt. Feurige Fluten bringen den Berg zum Glühen, rotes Licht glimmt über dem ganzen Himmel.
Ohne etwas zu verbrennen. Im Gegenteil, eine lodernde Energie, deren Wärme früh morgens die Lebensgeister erweckt.
Dann ein kurzer Augenblick des Rückzugs, voll blau und lila. Ein Moment des Kräftesammelns, bevor der orange strahlende Feuerball sich anmutig zwischen den Hügeln erhebt. Dort würdevoll glänzt, wie auf einem Throne.
Umso höher der Sonnenkönig steigt, desto mehr schwinden ihm die Farben, doch nicht das strahlende Licht. Dies wird immer heller und kraftvoller.
So dreht er bedächtig seine Runde in den Himmelsweiten und wacht über sein Reich auf Erden.
Wird er müde, so taucht er nieder in gesammelte Wärme und sinkt in sein Bett aus tief rosaroten Flammen. Bis er nur noch ein leichtes Glimmen zeigt und er vertrauensvoll seine Wache an die silber aufsteigende Luna übergibt.
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
Jeden Morgen ist es wie ein kleiner Zauber, wenn ich vom goldenen Licht der aufgehenden Sonne angestrahlt werde. Sanft und doch voll wärmender Kraft. Ich habe das Glück in Zimmer A zu wohnen und den Aufstieg des Sonnenkönigs Tag für Tag direkt von meinem Bett aus beobachten zu können. Ein Feuer, ein sehr kräftiges, doch eines voller Ruhe und Harmonie.
Oft genug wache ich auf, werde warm in rotes Licht getaucht, schaue aus dem Fenster und kann einfach nur staunen über die gewaltige Schönheit der Natur. Wecke dann immer meine Mitbewohnerin mit „Die Sonne, schau dir an, die Sonne“.
Wenn im Winter der Sonnenkönig und die SeminaristInnen zur selben Zeit aufstehen, kann man beobachten, wie sich die jungen Erwachsenen, einer nach dem anderen, wieder in ein staunendes Kind verwandeln.