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Von einer durchlebenswerten Herausforderung

Die große Wanderung
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Von Johanna K. //

Es ist seit einiger Zeit Tradition, innerhalb der Vogesenreise im Juni eine lange Wanderung zu begehen.

Noch vor Sonnenaufgang versammelten wir uns früh am Morgen vor dem Oberlinhaus. Beginnend mit einem Weg, erst leicht ansteigend, im Wald dann steiler und steiler werdend bis hinauf auf das Plateau. Oben angelangt, öffnete sich uns ein unbeschreiblicher Blick über das mittlerweile hell erleuchtete Land.

Nach einer Frühstückspause am sogenannten Adlerkopf, einem begehbaren Felsüberhang, gingen wir weiter. Ich staunte über die Bilder der Landschaft, die lieblich-kräftigen Pflanzen am Wegesrand, ruhig und getragen vom gleichmäßigen Schritt der Gruppe. Etwas bange, doch motiviert gingen wir also den traditionellen Weg der „großen Wanderung“.

Nach einiger Zeit kamen wir an eine große Straßenkreuzung, wo wir unsere zweite Frühstückspause einlegten. Wie spät es war, wusste keiner, denn wir beschlossen bis zur Ankunft nicht mehr auf die Uhr schauen zu wollen.

Es folgte ein verwunschener Buchenwald und es ging höher und höher, bis sich eine hoch gelegene Wiese öffnete.

Weiterhin gut bei Kräften machten wir uns, nach all den weichen hügeligen Bergformen, an einen unerwartet steilen Abstieg. Tiefer und tiefer ging dieser in einen Wald hinab. Als sich der Weg endlich etwas abflachte, kamen wir an eine kleine Hütte, die unsere nächste Pausenstelle sein sollte.

Alle spürten wir wohl die ersten Schwächezeichen ohne zu wissen, wie lang wir wohl noch auf den Beinen sein werden. So ging es weiter und weiter.

Die immer wieder wechselnden Naturräume, die unbegrenzten Gespräche, die Freude an der neuen Erfahrung richteten mich immer wieder auf.

Irgendwann kamen wir an einen sehr langen und scheinbar nie endenden Waldweg. Nun folgte ein sehr monotones, anstrengendes, dreistündiges Geradeausgehen.
An dieser Stelle war der einzige längere Moment, in dem ich innerlich sowie körperlich einknickte, an meinen Kräften zu zweifeln begann, mich unendlich müde und schwer fühlte. Sogar zum Sprechen war ich zu müde.

Am Ende des Weges angelangt legten wir uns, ohne es abgesprochen zu haben, kreuz und quer auf den Schotter. Wären wir da noch länger gelegen, wäre ich wohl eingeschlafen. Natürlich wäre das keine Option gewesen, so krabbelte, nach und nach, jeder wieder auf seine Beine und das Laufen ging weiter.

Die anbrechende Abendstimmung lockerte die Schweregefühle allmählich auf. Wir wurden wieder gesprächiger, albern und vorfreudig auf das Ankommen.

Doch zuvor sollten wir noch ein besonderes Erlebnis mitnehmen. Die Sonne stand schon recht tief, als wir an einen tief türkis-grünen See kamen, dem Lac vert. Ohne größeres Zögern sprangen wir ins eiskalte Nass.

Ausgelassen, schwerelos, frei, dankbar und innig. Lebensfreudig.

Jetzt waren die letzten Stunden ein Kinderspiel.
Leichtfüßig kamen wir Stück für Stück wieder in bekannte Gebiete, bis wir, kurz nach Sonnenuntergang, das Oberlinhaus erreichten.

Gemeinsam, aber auf eigenen Beinen hat uns die Herausforderung eine durch und durch lebenswerte Erfahrung geschenkt, die ich nie vergessen werde.