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Die Geburt des Hörens

Einblicke in die Projektarbeit | Sommertrimester 2023
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Von Hannah Estelle //

„Der Anfang ist immer das Schönste.”

So beginnt Jeanne ihre Geschichte und so möchte ich unsere beginnen.

Wir machten die ersten Schritte mit Salome. Eine begabte, feinfühlige, starke junge Frau, die Christoph, unseren Sprachdozenten, für den Monat Mai vertritt. Drei Stücke hatten wir zur Auswahl und nun galt es sich zu entscheiden. Schon nach einigen Tagen stand das Stück fest.

Die Geschichte „Jeanne oder die Lerche“ hat sich in unser Herz gekämpft.

Nun stand es erstmal still … Was nun? Wie geht es weiter? …

Wir arbeiteten erstmal inhaltlich am Stück. Was wird uns da gesagt? Worum geht es im Subtext? Wie schaut die Anthroposophie auf diese Zeit und das Stück? Zu welcher Zeit spielt dieses Stück?

Wer war Jeanne?

Jeanne D’arc war ein Mensch, der wahrhaftig im Mittelalter leibte und lebte, kämpfte, schwebte und starb. Sie wirkte damals mit 15 Jahren in Frankreich und kämpfte mit Gott an ihrer Seite. Uns berührte vor allem, dass sie so sehr auf ihre Bestimmung, ihre Berufung, ihre Stimmen, auf Gott vertraute. Dass nichts zu schwer für sie war, auch wenn da immer wieder das Zweifeln war.

Danach geschah lange Zeit nicht viel. Christoph, der zurückgekehrte Sprachdozent, hatte mit uns kein Leichtes.

Wir hingen fest, kamen nicht voran …

Im Hintergrund lief die aufwendige Kürzung des Stückes. Hiermit ein großes Dankeschön an Christoph, der so viel Zeit und Energie investierte.

So langsam wurden wir nervös. Denn nun stand auch schon die Vogesen Reise vor der Tür und wir hatten das Stück höchstens im Geiste gegriffen, aber nicht im Tun.

Wir kamen zurück und standen vor so, so vielem und doch vor nichts.

 

Nun ging es zur Sache.

Vor uns stand der erste Durchlauf mit Marco, unserem Leiter. Wir konnten den Text nicht, spielten nicht. Man sah uns die Ernüchterung nach der Kritik Marcos ins Gesicht geschrieben.

Wir lernten den Text, bis er uns von den Ohren heraus quoll. Dann ging es endlich ins Spiel. Wir hatten noch vier Tage bis zur Generalprobe. Ich wollte meine Rollen richtig greifen und zeigen, wer sie wirklich waren. Gleichzeitig konnte ich Jeanne lange nicht so darstellen, wie ich sie verstand. Ich verzweifelte innerlich.

Und schon war der Tag da, der erste richtige Auftritt mit Publikum.

Bei der Premiere gab es Texthänger, es musste oft improvisiert werden. Wir legten uns die nächsten Tage noch mehr ins Zeug.
Noch nie hatten wir so gut gespielt wie an diesem Tag. Kunst lebt von dem Zusammenspiel zwischen Schauspieler und Zuschauer. Das Publikum ging mit und es waren Emotionen im Raum, die uns beim Spielen ohne Publikum nie begegnet sind.

Eine letzte Aufführung gab es noch am Samstag und wie alle zuvor, verflog sie und schon lagen sie hinter uns, in der Zeit festgefroren und nicht mehr zu ändern.

 

Am Ende und doch am Anfang stehen wir nun.

Es ist kaum greifbar, dieser Zustand. Das große Projekt ist nun vollendet und wir haben es ziemlich gut gemeistert. Es fühlt sich an wie ein ganzes Leben und doch wie drei Tage.