Von Clara //
So wie jedes Jahr am Jugendseminar ganz anders ist, ist auch jedes Trimester einzigartig und so auch das, was in ihm geschieht. Auch die Dornachreise dieses Jahr hatte etwas Einzigartiges.
Dass durch den Streik unsere geplante Zugverbindung ausfiel, kam doch etwas überraschend. Wir erfuhren davon erst am Morgen des geplanten Reisetages. Alternativ stand uns nur eine einzige andere Verbindung zur Verfügung. Sie würde nicht nur doppelt so lange dauern, wie die eigentlich geplante, sondern auch doppelt so viele Umstiege haben. Es trat eine kurze Stille ein. Was würde passieren, wenn wir einen der Anschlüsse nicht bekommen würden? Per Anhalter nach Basel zu reisen, mit 23 Personen, malte ich mir doch etwas kompliziert aus.
Doch uns packte die Abenteuerlust und wir waren einstimmig dafür, dass wir die Reise trotz allem antreten wollen. Nach dem Morgenkurs wurden innerhalb von einer halben Stunde alle Sachen gepackt, in die Rucksäcke verstaut und losging die Fahrt.
Bei einem mehrstündigen Aufenthalt in Freiburg nutzten wir die Zeit, um etwas an unseren Chorischen Künsten vor dem Freiburger Münster zu üben. Wir sangen für uns, aber auch für die Menschen, die uns umgaben. Am Jugendseminar ist es zur Gewohnheit geworden, dass egal wo wir sind, stets ein Lied mitschwingt. Doch für die Menschen, die uns zuhörten, war es ganz und gar nicht normal und umso schöner war es, ihre leuchtenden, staunenden Augen zu sehen.
Nachdem der letzte Umstieg auch geglückt war, atmeten alle erleichtert auf und endlich erreichten wir Basel. Hier würden wir die nächsten zwei Nächte in einem großen Saal von der Christengemeinschaft schlafen.
Die erste gemeinsame Nacht verbrachten viele von uns mit eher weniger als mehr Schlaf. Denn mit so vielen Personen in einem Raum den wohlverdienten Schlaf zu finden, ist doch etwas ungewohnt. Mal raschelt hier ein Schlafsack, mal schnarcht dort ein schlafender Mensch, mal hustet dort ein anderer. Und so war auch die Stimmung am nächsten Tag etwas verschlafen.
Wir versuchten, trotz entkräfteter Körper, Dornach mit seinen anthroposophisch angehauchten Bauwerken, mit der ruhigen, ländlichen Stimmung und vor allem dem Goetheanum, zu genießen. Schritt für Schritt haben wir uns dem, zuerst riesengroß wirkenden Bau, von außen genährt. Wie anders ein und dieselbe Sache doch sein kann, wenn man es von unterschiedlichen Perspektiven aus betrachtet; und doch ist es ein und dasselbe. Langsam wagten wir uns auch in das Innere des Gebäudes und bestiegen eine Treppe, die aufgrund ihrer Form Unendlichkeitstreppe genannt werden könnte. Ihr höchster Punkt endete vor einem eindrucksvollen, roten Fenster.
Es gab an diesem Ort eine wundervolle Akustik und so verbrachten wir mehrere Stunden dort damit, unsere Stimmen ineinander fließen zu lassen.
Wir hatten auch das Glück, eine geheimnisvolle Holzstatue, von wirklicher Riesengröße, in aller Ruhe auf uns wirken lassen zu können. Auch auf das sehr detailliert nachgebildete Model des ersten Goetheanums konnten wir am Ende noch einen kurzen Blick werfen. Ich kam mir dabei vor, wie ein Riese, der auf eine Zwergenwelt schaut. Gerne wäre ich auf die Zwergengröße geschrumpft und einmal durch das erste Goetheanum spaziert.
Die zwei Tage, die wir in Dornach verbrachten, vergingen wie im Flug. Sehr erschöpft, aber doch erfüllt von neuen Eindrücken und inspirierendem Wissen, stiegen wir in den Zug, der uns wieder in Richtung Stuttgart brachte.