Von Max Strecker, Dozent für Bothmer Gymnastik //
Im April 2009 begann ich meine bis heute währende Tätigkeiten am Seminar: die Bothmer- Gymnastik jungen Menschen näher zu bringen. Das beinhaltet dabei auch die Fechtkunst, Jonglage und Akrobatik. Überhaupt die Wahrnehmung von Bewegung und deren Wirkung auf den ganzen Menschen ( z.B. die 4 Elemente). Gleich zu Anfang wuchs mir auch der Garten und das Haus, welches liebevoll eine „permanente Baustelle“ genannt werden darf, zu meinen handwerklichen Fähigkeiten hinzu.
Die Verbindung zum Seminar war und ist dieses kleine Wort „Freies“. Darin sprechen sich für mich zwei wesentliche Aspekte des Lebens schlechthin aus: Zum einen die Bereitschaft, sich nicht in eine materiell abgesicherte, irgendwann als selbstverständlichen Standard empfindende Position zu setzen. Und zum andern: jeden Tag, spätestens mit jedem neuen Trimester sich Menschen gegenüber offenherzig und interessiert zu zeigen und die eigene Biographie nicht als die allein seligmachende Antwort auf alles Leben zu verstehen.
Die wohl wichtigsten Erlebnisse für mich am Seminar waren und sind und werden sein, wenn das nicht Nachlassen im Bemühen einer menschlichen Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit mit dem Gegenüber zu einer Begegnung von Menschen wird, die bereit sind sich zum „frei-sein“ zu entscheiden. Daraus erblühten mir über die Jahre im Zusammenleben – und bewegen mit den SeminaristInnen und den KollegInnen folgende Worte:
„Bewegt sich ein Mensch, so ist dies ein Versprechen an die Welt, das Freiheit und Geschwisterlichkeit mit aller Schöpfung möglich ist.“
Das ich nun über 15 Jahre die unglaubliche Freude genießen durfte, in all den Räumen, da Bewegung mit mir geübt wurde, ein Klavier stehen zu haben, an dem oftmals gespielt wurde, während ich meine Schuhe anzog, wurde es mir leicht, mich mit dem Seminar und all seinen kurzweiligen Gästen weiter zu wandeln. Es sei deutlich gesagt: an diesem Ort wurde mir kein Programm, keine Bescheinigung fähige Wiederholbarkeit abgefordert. Im Gegenteil haben mich einzelne Begegnungen so umfassend berührt, aufgewühlt, gefordert und gestärkt, dass mein Leben ein wundersames Sammelsurium an Anekdoten aufweist. Ich werde definitiv in der Umkleidekabine Einiges zu erzählen, zu lachen und zu weinen haben.