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Mein unentschlossener Weg ans Jugendseminar! Oder nicht?

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Von Katharina //

Waren Sie schon einmal unentschlossen? Diese Frage würde jeder eigentlich sofort mit Ja beantworten. Doch ich meine nicht nur so ein bisschen unentschlossen. Sondern so, dass es sie selbst schon wieder nervt. Damit ver- bunden ist oft die Frage: „Aber wenn es mich nervt, warum bekomme ich es dann nicht hin?“ So ging es mir auch in der Zeit bevor ich die Entscheidung traf, ans Jugendseminar zu kommen.

Vor fast genau einem Jahr habe ich zum ersten Mal vom Jugendseminar gehört. Es war 23:00 Uhr nachts und ich lief mit anderen Menschen zusammen auf die Uhlandshöhe. Ich war nur durch Zufall auf einer Jugendtagung in der Nähe. So liefen wir nun nachts auf die Uhlandshöhe und ich kam mit jemandem aus der Gruppe ins Gespräch. Ich schilderte ihm meine Situation, in der ich steckte. Zu der Zeit machte ich noch einen Bundesfreiwilligendienst an einer Förderschule in der Hoffnung, dieses Jahr würde mir zeigen, wo es hingehen soll. Doch schon im Frühjahr während der Tagung wurde mir immer klarer, dass mir immer weniger klar ist, wo es hingehen soll. So beschrieb ich ihm also meine Unklarheit. Er erzählte mir dann vom Jugendseminar und meinte, dass dieses vielleicht ein Ort wäre, den ich mir einmal anschauen müsste. Doch den Gedanken, dorthin zu gehen, führte ich erst einmal nicht weiter.

Durch Zufall – oder Schicksal?! – ergab es sich, dass ich zwei Wochen später im Jugendseminar von einer anderen Tagung aus übernachtete. Man mag es kaum glauben, angesichts der Tatsache, dass ich jetzt am Jugendseminar studiere. Doch ich hatte zuerst einen nicht so guten Eindruck von diesem Ort. An manchen Ecken, wie z.B. der Sauberkeit, ist einfach zu erkennen, dass etwa 35 Personen dort wohnen. So stellte ich mir die Frage, ob diese Art zu wohnen, zu lernen und zu leben, wirklich die Richtige für mich ist?

Ein halbes Jahr zog vorbei, mein Bundesfreiwilligendienst ging zu Ende und es stellte sich wieder die Frage: wohin und was dann dort tun? Da ich mir mit meinem weiteren Ausbildungsweg noch nicht sicher war, beschloss ich zu meinen Eltern zurück zu ziehen, die mittlerweile in der Nähe von Stuttgart wohnten.

Doch zu einer Anmeldung kam es vorerst noch nicht. Mir war mittlerweile klar, dass ich mich momentan noch für keine Ausbildung oder für ein Studium entscheiden kann. Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass es gar nicht einfach ist, dort erst einmal einen Überblick zu bekommen oder zu wissen, was denn nun das Richtige für einen ist.

Mir geht es bestimmt wie vielen jungen Menschen in meinem Alter. Ich möchte nicht einfach nur arbeiten, um Geld zu verdienen. Denn ich habe auch das Bedürfnis, einen Sinn in meiner Arbeit zu sehen und vielleicht ja sogar meine Lebensaufgabe finden zu können?! Mir wurde gesagt, dass das Jugendseminar einen Raum und Ort zum Suchen dieser Lebensaufgabe bieten kann. So wurde mir klar, dass mich das Jugendseminar auf irgendeine Weise anzieht bzw. interessiert und ich auf jeden Fall dort zumindest hospitieren möchte.

Jetzt könnte man meinen, dass zum Hospitieren nun nicht mehr viel gefehlt hätte:
Ich wohne in Stuttgart, fußläufig zum Jugendseminar und habe Zeit!

Doch ich befand mich in einem sehr merkwürdigen Zustand. Im vergangenen Jahr war ich insgesamt fünfmal umgezogen. So war es immer ein Auflösen von Struktur und Sicherheit, um wieder woanders neu anzufangen. Auch wenn die Umzüge nicht immer groß waren, zog mir diese Unruhe sehr viel Kraft. Das führte dazu, dass ich ganz entscheidungsmüde und unentschlossen geworden bin.

Niemand zwingt mich dazu. Es ist also etwas Schönes, was ich doch will?!
Oder nicht? Ich bekomme es also hin, acht Halsketten zu basteln aber nicht eine kurze E-Mail an einen Ort zu schreiben, an den ich doch hinmöchte?

Kurz darauf setzte ich mich an den Computer und schrieb die E-Mail, um am Jugendseminar zu hospitieren.

 

Nun bin ich in meinem ersten Trimester hier am Jugendseminar. Noch oft merke ich an vielen Stellen, wie ich mit meiner Unentschlossenheit zu kämpfen habe. Ich möchte mir am liebsten alle Möglichkeiten offenhalten und vermeide daher die Entschlüsse. Auch habe ich das Gefühl, eine Entscheidung zu treffen, zieht viel Kraft. Doch dabei übersehe ich oft, dass alles offen zu lassen und unentschlossen zu leben genauso viel, wenn nicht sogar mehr Kraft kosten kann, als wirklich eine Entscheidung zu treffen. So darf ich jeden Tag mehr und mehr lernen, meine Unentschlossenheit anzugehen und mich meinem Leben, was ich eigentlich leben möchte, zu widmen. Denn im Rückblick auf mein letztes Jahr war die E-Mail ans Jugendseminar zu schreiben eine der bewusstesten Entscheidungen, die ich in dieser Zeit seit langem getroffen habe. Sie hinterließ in mir ein gutes Gefühl der Freude. Einerseits, dass ich es endlich geschafft habe, eine Entscheidung zu treffen und andererseits eine Vorfreude auf das, was jetzt dadurch auf mich zu kommt.